Moor-Spaziergänge, Velo-Touren oder einfach im Strandkorb abhängen. Im Ostsee-Dorf Graal-Müritz kommt bereits im April Sommerstimmung auf.
Der Sand ist gerade so warm, dass es sich barfuss aushalten lässt, ins Meer steigen um diese Jahreszeit aber nur die hartgesottenen Strandgänger mit Neopren-Anzügen. Bekannt ist das Ostsee-Dörfchen Graal-Müritz nahe Rostock insbesondere für sein weitläufiges Moor und die FKK-Strände, wie es sie an vielen Orten im Osten Deutschlands gibt.
Im Juli und August wird es hier von Nackedeis nur so wimmeln, im April sind die Touristen noch in lange Hosen und dicke Jacken verpackt. Auch die Ferienhäuser in Strandnähe stehen um diese Zeit noch meist leer, in der Ferienhaus-Siedlung Küstenwald sind wir neben wenigen anderen Gästen die einzigen Urlauber.
Wer die Umgebung erkunden will, nimmt das Velo. Am Strand entlang schlängelt sich eine kilometerlange Promenade – perfekt geeignet für Tagesausflüge mit dem Rad. Unterwegs treffen wir auf Stege, die ins Meer hinaus gebaut sind, von Einheimischen als «Seebrücken» bezeichnet. Bei jeder Seebrücke steigt die Touristen-Dichte. Fisch-Spezialitäten, Schmuck und Sonnencrèmes werden feil geboten. Wir entscheiden uns für Handschuhe gegen die Kälte beim Velofahren.
Eine von vielen «Seebrücken» entlang dem Ostsee-Strand. (Bild: Jeremias Schulthess)
Bei der nächsten Station legen wir uns in einen Strandkorb und lauschen dem Meeresrauschen. Der Strandkorb schützt vor dem lauen Lüftchen, mit geschlossenen Augen fühlt es sich jetzt an wie Sommer am Meer. Solange uns die Sonne wärmt, können wir auch die Winterjacke ablegen.
Zwischendurch lassen wir unseren Drachen steigen, dafür ist uns der Wind mehr als willkommen. Auch den Frisbee lassen wir durch die Lüfte schwirren. Die vorübergehenden Strandgänger schauen verwundert ob dem sommerlichen Treiben. Dann legen wir uns nochmals in den Strandkorb und geniessen die letzten Sonnenstrahlen.
Am Abend gönnen wir uns ein Ostsee-Dorsch-Filet im Restaurant Deichgraf. Der Name erinnert an Theodor Storms Novelle «Der Schimmelreiter», auch die Atmosphäre ist unheimlich düster angehaucht. Es fehlt nur der kauzige Erzähler, der bei flackerndem Feuerschein eine schauerliche Sage ausbreitet.
Die Möwen lassen sich auch nicht durch etwas Wellengang aus der Ruhe bringen. (Bild: Eva Weber)
Ebenso gespenstisch ist das Moor, das wir am nächsten Morgen begehen. Auch tagsüber dringt nur schummriges Licht durch den dichten Föhren-Wald, die dazwischen liegenden Tümpel liegen in undurchsichtigem Schwarz. Das Moor hätte als alternativer Drehort für «Herr der Ringe» herhalten können. Etwas erleichtert sind wir, als wir wieder auf der umtriebigen Strandpromenade ankommen; andere Spaziergänger haben sich im Moor verirrt, so wird gemunkelt.
Am Strand holt einen die unbeschwerte Urlaubsstimmung im Nu wieder ein – und auch die Zeit. Nur noch wenige Stunden, dann heisst es wieder Abschied nehmen von dem Ort, wo wir einen Vorgeschmack auf den Sommer erhaschen konnten.
- Ausfahren: Velo-Tour entlang der Strandpromenade.
- Ausschlafen: Die Siedlung «Küstenwald» bietet komplette Ferienwohnungen oder einzelne Zimmer.
- Abhängen: Wem es im 4000-Seelen-Dorf zu öde ist, der macht einen Abstecher nach Rostock (20 Minuten Zugfahrt).
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