Immer auf die Grossen: Der Mensch als globaler Super-Jäger

Sehr erfolgreich, wenig nachhaltig – so lässt sich der Mensch als Jäger kurz umschreiben. Um die Umwelt zu schützen, sollte er sich die Raubtiere wieder stärker als Vorbild nehmen, fordern Wissenschaftler.

Anders als Raubtiere jagen Menschen vor allem ausgewachsene, fortpflanzungsfähige Tiere - kürzlich zum Beispiel den Löwen Cecil im Hwange Nationalpark in Zimbabwe. (Archivbild) (Bild: sda)

Sehr erfolgreich, wenig nachhaltig – so lässt sich der Mensch als Jäger kurz umschreiben. Um die Umwelt zu schützen, sollte er sich die Raubtiere wieder stärker als Vorbild nehmen, fordern Wissenschaftler.

Mit seinen ausgefeilten Waffen und anderen technischen Hilfsmitteln macht der Mensch an Land und im Meer vor allem Jagd auf ausgewachsene, gesunde Beutetiere. Darin unterscheide er sich deutlich von Raubtieren, schreibt ein kanadisches Forscherteam im Fachblatt «Science».

Da die ausgewachsenen Exemplare das Fortpflanzungskapital einer Art seien, beeinflusse der Mensch anders als viele tierische Räuber auf diese Weise nachhaltig die Struktur von Ökosystemen und den Nahrungsketten darin.

Der Mensch sei ein Super-Jäger, fassen die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Studie zusammen. «Unser Einfluss ist so extrem wie unser Verhalten, und der Planet trägt die Kosten unserer Dominanz als Räuber», sagte Erstautor Chris Darimont von der University of Victoria (Victoria/Kanada) in einer Mitteilung seiner Universität.

Ausgewachsene statt Jungtiere

Studienleiter Thomas Reimchen von derselben Universität ergänzt: «Während Raubtiere primär Jungtiere – die reproduktiven Zinsen – einer Population attackieren, schöpft der Mensch durch die Jagd auf ausgewachsene Tiere ihr reproduktives Kapital aus.»

Nachhaltig ist das nach den Worten der Studienautoren nicht, die Folgen würden zunehmend teurer für die Menschheit. Um das zu ändern, müsse die Ausbeutung durch den menschlichen Jäger energisch vermindert werden und der Mensch sich in seinem Verhalten dem nicht-menschlichen Räuber stärker annähern.

Die Forscher hatten zahlreiche Datenquellen ausgewertet, wie Fachartikel oder wissenschaftliche Bücher und Berichte, und so ermittelten, wie viele Individuen einer Art einem Räuber zum Opfer fallen. Sie verglichen die Ausbeute menschlicher Jäger mit der von tierischen Räubern. Insgesamt analysierten sie Daten von mehr als 2100 Wildtier-Populationen an Land und im Meer.

Durch die Nahrungskette fischen

Weltweit töteten menschliche Jäger demnach erheblich mehr ausgewachsene Tiere als andere Räuber. In den Ozeanen erlegten sie etwa 14-mal mehr Beute als Raubfische, berichten die Wissenschaftler. Dort fischten sie sich «durch die Nahrungskette». An Land erlegen Jäger demnach gut neunmal mehr Bären, Wölfe und Löwen als tierische Räuber.

Die Überlegenheit des Menschen sei vor allem auf seine Ausrüstung und technischen Hilfsmittel zurückzuführen, schreiben die Wissenschaftler. Damit könne er gefahrlos aus der Ferne töten, und etwa zur Trophäen-Jagd auch grosse, gesunde Exemplare ins Visier nehmen.

Die Industrialisierung der Fischerei habe die massiven Ausbeutung der Meere ermöglicht. Der Mensch entferne sich somit immer weiter von der Natur. Er dezimiert die Bestände vieler Arten und zerstöre die Ökosysteme.

In einem Kommentar zu der Studie schreibt der Biologe Boris Worm von der Dalhousie University in Halifax (Kanada): «Wir haben die ungewöhnliche Fähigkeit unser Verhalten bewusst zu analysieren und so zu verändern, dass schädliche Konsequenzen gemindert werden. Ich glaube, dass dieser letzte Punkt sich als entscheidend für unsere weitere Koexistenz mit Wildtieren an Land und im Meer herausstellen wird.»

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