Kaum hält das schöne Wetter mal ein paar Tage an, schon werden unsere Meteorologen am Radio und im Fernsehen kratzbürstig. Warum nur? Wissen kann man das freilich nicht. Aber nerven kann man sich. Donner und Doria!
Summertime, and the livin’ is easy – wer kennt sie nicht, die berühmte Arie, die uns George Gershwin in seiner Oper «Porgy and Bess» ins Ohr gewurmt hat. Ja, der Sommer ist da, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, das Thermometer zeigt 29 Grad und das Leben ist tatsächlich leicht. Ich sitze auf dem Balkon und geniesse das dolce far niente, einen kühlen Drink in der Hand. Ein lauer Wind bläht die Sonnenstoren; eine weisse, hochgetürmte Wolke zieht majestätisch ostwärts.
So weit, so gut. Aber ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass unsere Meteorologen am Radio und im Fernsehen angesichts längerer Schönwetterperioden immer etwas unruhig und gereizt wirken, dass ihnen strahlende Sommertage stets ein wenig auf die föhnfühligen Nerven und den umwölkten Geist zu gehen scheinen?
Das äussert sich dann so, dass diese Weltmeister in Sachen Publikumsverunsicherung nach der mürrisch vorgebrachten Ankündigung, auch morgen und übermorgen sei mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen zu rechnen, mit unverhohlener Genugtuung – um nicht zu sagen mit geradezu sadistischer Schadenfreude anzufügen belieben, gegen Abend könne es jedoch besonders im Nordwesten und im Alpsteingebiet zu durchaus ergiebigen Regengüssen und heftigen Gewittern kommen; auch sei in der Region Graubünden ein kaltfrontbedingter Quecksilbersturz nicht auszuschliessen; des weiteren wäre es keine Überraschung, würde im Lauf der nächsten Tage generell eine merkliche Abkühlung eintreten, begleitet von lokalen Hagelschauern in der Zentralschweiz. Im Grossen Ganzen bleibe es aber mehrheitlich schön, sonnig und warm, ausser in der Suisse Romande, wo die Schneefallgrenze schon mal auf 1800 Meter sinken könne. Auch seien vereinzelt stürmische Südwestwinde zu erwarten.
Also was jetzt, Donner und Doria?
Man ist versucht, den Auftakt von Friedrich Schillers Drama «Don Carlos» zu zitieren: «Die schönen Tage in Aranjuez sind nun zu Ende. Eure königliche Hoheit verlassen es nicht heiterer.»
Heiterkeit scheint auch nicht unbedingt ein Wesenszug unserer Wetterfrösche zu sein, treten sie uns doch lieber mit Störungszonen als mit Aufhellungen gegenüber, das isobarengekrönte Wahrsagerhaupt umhüllt von blitzdurchzuckten dunklen Wolken.
Inzwischen hab ich es aufgegeben, den missmutigen Tiefdruckauguren zu lauschen. Resultat dieses Verzichts: Seelenfriede!
Noch immer faulenze ich genüsslich auf dem Balkon, linde Lüfte wehen, Schwalben flitzen vorbei, die filigranen Schatten des Geländers wandern langsam über die Fliesen, der Campari Soda entführt mich in südliche Gefilde, Prophet Bucheli hat sich im flirrenden Blau aufgelöst, and the livin’ is easy indeed. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen, wetterfroschfreien Sommer!