Ärztenetzwerke und Gesundheitszentren sind in der Schweiz immer häufiger anzutreffen. Die Zahl an Initiativen für die integrierte Versorgung hat seit 2010 stark zugenommen.
Mehr als die Hälfte der Projekte, die dazu heute existieren, ist in den vergangenen sieben Jahren entstanden, wie eine aktuelle Erhebung des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) zeigt. Die ersten Initiativen entstanden vor 1990 in der Deutschschweiz, anschliessend entwickelten sich schweizweit kontinuierlich solche Programme. Ein Teil der starken Zunahme seit 2010 erklärt sich durch das Aufholen der lateinischen Schweiz.
In den bevölkerungsreichen Kantonen gibt es in absoluten Zahlen auch am meisten Initiativen für die integrierte Versorgung. Führend ist der Kanton Waadt, gefolgt von Zürich, Genf und Bern. Betrachtet man hingegen die Zahl der Projekte in Abhängigkeit von der Bevölkerungszahl, zeigt sich, dass kleine Kantone bei der integrierten Versorgung vorne liegen, etwa in der Zentralschweiz.
Die meisten Initiativen werden von zwei bis drei Beteiligten getragen. Rund die Hälfte wird von Medizinerinnen oder Medizinern lanciert, wie die Erhebung weiter zeigt. Auch Spitäler und psychiatrische Kliniken oder staatliche Gesundheitsorganisationen initiieren die Projekte.
Grosse Vielfalt
Häufig lassen sich die Initiativen für integrierte Versorgung in die Kategorien «Gesundheitszentren», «Ärztenetzwerke», Initiativen mit Zielbereich «psychische Gesundheit und Psychiatrie» sowie für «andere spezifische Zielgruppen» einordnen. Meist bestehen ihre Absichten darin, die Koordination zwischen verschiedenen Gesundheitsversorgern zu verbessern, unerwünschte Ereignisse zu reduzieren sowie Kosten zu senken.
In der Deutschschweiz sind die Gesundheitszentren etablierter als in der lateinischen Schweiz. Umgekehrt verhält es sich bei den Initiativen für «andere spezifische Zielgruppen». Gleich häufig sind Projekte für die psychische Gesundheit.
Mehrfacherkrankte grösste Zielgruppe
Fast zwei Drittel der Projekte richten sich an Patienten, die an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Auch von einer bestimmten Erkrankung betroffene Personen gelten bei rund der Hälfte der Initiativen als Zielgruppe.
Bei etwas weniger als der Hälfte der insgesamt 162 untersuchten Projekte erhalten Patientinnen und Patienten unter anderem medizinische Grundversorgung. Fast jede zweite Einrichtung beschäftigt sogenannte «case manager», etwa jede fünfte bietet «disease management».
In der integrierten Versorgung sind im Durchschnitt fünf Berufsgruppen beteiligt. In 91 Prozent der Projekte arbeiten Mediziner, in 87 Prozent Pflegefachpersonen. Etwas weniger häufig wirken Physiotherapeuten, Sozialarbeiter, medizinische Assistenten und Apotheker mit.
Die gemäss Obsan erste systematische gesamtschweizerische Erhebung zur integrierten Versorgung wurde zwischen Juli 2015 und Juli 2016 durchgeführt. Insgesamt wurden 172 Initiativen identifiziert, von diesen lieferten 162 Daten. Die Ergebnisse sollen die verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens bei der Weiterentwicklung von integrierter Versorgung unterstützen.