Immer mehr Güter queren die Alpen auf der Schiene

Seit der Einführung der LSVA im Jahr 2001 haben noch nie so viele Güter die Schweizer Alpen auf der Schiene gequert wie im vergangenen Jahr. Vom Verlagerungsziel ist der Bund aber noch weit entfernt.

Immer mehr Güter werden auf die Schiene verladen - wie hier bei der Schweizer Firma Hupac in Busto Arsizio, Italien. (Archiv)

(Bild: sda)

Seit der Einführung der LSVA im Jahr 2001 haben noch nie so viele Güter die Schweizer Alpen auf der Schiene gequert wie im vergangenen Jahr. Vom Verlagerungsziel ist der Bund aber noch weit entfernt.

2015 legte die Bahn beim Gütertransport durch die Alpen zum vierten Mal in Folge zu: Die Menge der auf der Schiene beförderten Güter wuchs um 3,3 Prozent. Der Marktanteil der Schiene erhöhte sich von 67,3 auf 69 Prozent. Dies zeigt ein am Donnerstag vom Bundesamt für Verkehr (BAV) veröffentlichter Bericht.

Den Ausschlag dafür habe unter anderem die Verbesserung der Wirtschaftslage in Deutschland und Italien, die vergleichsweise hohe Verfügbarkeit der Bahninfrastruktur und die Fortführung der flankierenden Massnahmen zur Förderung der Verlagerung, schrieb das BAV. Besondere Auswirkungen der Frankenstärke und der tiefen Dieselpreise auf die transportierten Mengen seien nicht erkennbar gewesen.

Weniger Lastwagenfahrten

Das höchste Wachstum verzeichnete die Lötschberg-Simplon-Achse. 2015 verkehrten erstmals über 100‘000 schwere Güterfahrzeuge auf der Rollenden Landstrasse (RoLa) über die Simplon-Strecke. Die Gotthardachse spielte eine etwas weniger wichtige Rolle als sonst, weil auf dem Luino-Ast Bauarbeiten stattfanden.

Demgegenüber ging die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Schweizer Alpen um 2,2 Prozent auf 1,010 Millionen Fahrten zurück. Die Zahl der Fahrten sank damit auf das Niveau vor 20 Jahren. Die transportierte Menge verringerte sich um 3,4 Prozent auf 12 Millionen Tonnen.

Auch wenn der Strassengüterverkehr am Gotthard zurückging, war dieser mit einem Anteil von 72 Prozent weiterhin der wichtigste Alpenübergang.

Verlagerungsziel unrealistisch

Trotz des höchsten Bahnanteils seit 14 Jahren queren immer noch viel weniger Güter die Alpen auf der Schiene als dies im Güterverkehrsverlagerungsgesetz gefordert wird. Demnach müsste per 2018 die Zahl der Lastwagenfahrten auf 650’000 pro Jahr reduziert werden.

Der Bundesrat hatte aber bereits mit den letzten Verlagerungsberichten darauf hingewiesen, dass sich dieses Ziel mit den bestehenden Instrumenten nicht erreichen lasse. Der seit mehreren Jahren feststellbare Rückgang der Lastwagenfahrten zeige jedoch, dass die Verlagerungspolitik greife.

Mit dem Verlagerungsbericht 2015, der im vergangenen Dezember publiziert wurde, hat der Bundesrat zusätzliche Massnahmen beschlossen, um die Verlagerung weiter zu fördern: Per Anfang 2017 sollen die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) angepasst und den Bahnen ein zeitlich befristeter Nachlass beim Trassenpreis für die Nutzung der Transitstrecken verrechnet werden.

Umweltschützer begrüssten den Schritt. Die geplante Erhöhung sei jedoch viel geringer als möglich wäre. Diese «indirekten Subventionen an die Lastwagenlobby» seien ein wichtiger Grund, wieso Bundesrat und Parlament das Verlagerungsziel bisher nicht erreicht hätten.

Nächster Artikel