Im Libanon gibt es den Vereinten Nationen zufolge immer mehr Kinderarbeit unter syrischen Flüchtlingen. Die Kinder müssten Geld verdienen, damit sich ihre Familien mit dem Nötigsten versorgen könnten, sagte die zuständige Unicef-Direktorin Maria Calivis.
In die öffentlichen Schulen gehen laut Unicef nur 100’000 der 400’000 registrierten syrischen Flüchtlingskinder. Darum versucht die Organisation zusätzlichen Unterricht in den provisorischen Zeltstädten anzubieten.
Das sei im Libanon aber schwierig, weil das Land keine offiziellen Camps dulde. «Wir müssen jeden Abend die Zelte wieder abbauen und am nächsten Morgen bauen wir sie wieder auf», sagte Calivis. «Das geht so an 365 Tagen im Jahr: Zeltabbau, Zeltaufbau. Für 300’000 Flüchtlings-Schüler.»
Da der Libanon kein Versorgungsnetz für Flüchtlinge anbiete, müssten sich viele Familien selbst um Essen, Trinkwasser und ein Dach über dem Kopf kümmern. Oft sei aber der Mann als Oberhaupt der Familie nicht dabei, weil er in Syrien geblieben oder gestorben sei.
Das erhöhe den Druck auf die Kinder, zu arbeiten. Viele würden als fliegende Händler Essen oder Spielzeug verkaufen, was man auch am alltäglichen Strassenbild sehe. Sie verdienten dabei nur zwei, selten mehr als fünf Dollar am Tag.
Grosse Belastung für den Libanon
Den Vereinten Nationen zufolge sind in dem seit zweieinhalb Jahren tobenden Bürgerkrieg mehr als 100’000 Menschen getötet worden. Zwei Millionen Syrer sind geflüchtet, die Hälfte davon Kinder. 750’000 der Flüchtlinge sind der UNO zufolge im Libanon. Die UNO schätzt, dass ihre Zahl bis Januar auf 1,3 Millionen ansteigt und Ende 2014 bei 1,6 Millionen liegen wird.
Für den Libanon ist das eine extreme Belastung, das Land hat selbst nur etwa 4,5 Millionen Einwohner. Flüchtlingscamps sind formell nicht erlaubt, weil das Land schlechte Erfahrungen damit während seines eigenen Bürgerkriegs 1975 bis 1990 gemacht hat. Damals waren palästinensische Flüchtlingscamps von Militanten unterwandert worden.
Unicef fehlt Geld für Projekte
Das UNO-Kinderhilfswerk Unicef kümmert sich nach eigenen Angaben im Libanon derzeit vor allem um die Schulbildung und verbesserte Hygienebedingungen. Die Projekte seien aber bislang nur zur Hälfte finanziert, sagte Calivis. Allein bis zum Ende dieses Jahres fehlten noch rund 80 Millionen Dollar.