In den Schweizer Spitälern sind inzwischen die Hälfte der Ärzteschaft Frauen. In den Chefetagen dominieren aber die Männer: 70 bis 80 Prozent der leitenden Ärzte oder Chefärzte sind Männer. Doch die Frauen holen auf.
Wie die am Freitag publizierte Spitalstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigt, haben zwischen 2010 und 2013 Frauen mehr frei werdende oder neue Chefstellen in Spitälern ergattert als Männer. So stieg die Zahl der leitenden Ärztinnen in dieser Zeit um 47,3 Prozent, bei den Ärzten waren es nur 23,7 Prozent.
Das gleiche Bild zeigt die Statistik auf Stufe der Oberärzte: dort stieg der Bestand der Frauen um 24,3 Prozent, derjenige der Männer dagegen um nur 6,1 Prozent. Dasselbe gelte für das Personal bei den technischen Diensten und der Logistik, schreibt das BFS in seiner Studie.
Männer dringen in Frauendomänen ein
Die Studie zeigt auch, dass umgekehrt immer mehr Männer in die als klassische Frauendomäne betrachteten Pflegeberufe drängen. Dort stieg in den drei erfassten Jahren die Anzahl Männer um 12,5 Prozent, diejenige der Frauen dagegen um nur 5,2 Prozent.
Allerdings sind nach wie vor 85 Prozent der in Schweizer Spitälern beschäftigten Pflegepersonen Frauen. 2013 waren dies 98’093 Personen. Zudem hätten manche der sogenannt typischen Frauenberufe wie Geburtshilfe oder Ernährungsberatung «einige ihrer männlichen Exponenten» verloren, schreibt das BFS.
Hoher Ausländeranteil
Die Statistik scheint auch die Kritik zu untermauern, die Schweiz bilde zu wenig Mediziner aus: Gemäss BFS ist gerade bei den Neulingen unter den Spitalärzten der Ausländeranteil am höchsten: Unter den Assistenz- und Unterassistenzärzten und -ärztinnen hat mit 49,2 Prozent fast die Hälfte einen ausländischen Pass. Nahezu drei von zehn der Assistenz- und Unterassistenzärzte waren Deutsche.
Betrachtet man die Gesamtzahl aller 2013 im Spital beschäftigten Ärzte, so waren unter den 14’310 Ärzten mit Facharzttitel 64,7 Prozent schweizerischer und 23 Prozent deutscher Nationalität. Weitere 10 Prozent stammten aus anderen EU-Staaten.
Die meisten ausländischen Ärztinnen und Ärzte arbeiteten in der Deutschschweiz. Gesamtschweizerisch betrachtet bedeutet dies, dass je weiter östlich ein Spital liegt, desto mehr Personen von dessen Ärzteschaft einen ausländischen Pass haben.
In der Ostschweiz betrug allein der Anteil deutscher Ärzte in den Spitälern 38,3 Prozent. Die Schweizerinnen und Schweizer stellten mit 53,3 Prozent nur etwas mehr als die Hälfte der Ärzteschaft. Ungleich grösser ist der Anteil Schweizerinnen und Schweizer unter den Spitalärzten in der Genferseeregion: Dieser lag bei 71,2 Prozent und war gemäss BFS der höchste in der ganzen Schweiz.