In 102 Gemeinden der Schweiz sind die Immobilienpreise in jüngster Zeit geradezu fieberhaft angestiegen. Über die Hälfte der Ortschaften mit einem „heissen“ Markt für Wohneigentum liegen in der Westschweiz, vor allem am Genfer See. Was das zu bedeuten hat, ist laut Experten schwierig einzuschätzen.
Die Überhitzungsgefahr in den 102 Gemeinden stuften Immobilienexperten der Beratungsfirma Wüest & Partner im vierten Quartal 2011 als „sehr gross“ ein. Betroffen sind demnach 12 Prozent des Marktwerts aller Schweizer Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen, wie die am Dienstag präsentierte Studie Immo-Monitoring des Beratungsbüros Wüest & Partner festhält.
Die Ortschaften befinden sich in 9 Kantonen. Traditionell dazu zählen die Region Zürich und Tourismusgebiete in Graubünden und im Wallis. Über die Hälfte aber – 69 Gemeinden – liegen in den Kantonen Waadt und Genf. Die Rhonestadt und ihr Umland sowie Nyon, Lausanne und Vevey (alle VD) erleben den stärksten Boom.
So haben sich zwischen 2001 und 2011 die Transaktionspreise für ein mittleres Einfamilienhaus in Genf mit einer Steigerung von 136 Prozent mehr als verdoppelt.
Genf an der Spitze
Bei Eigentumswohnungen ist der Trend noch krasser: In Genf haben sich die Transaktionspreise innerhalb des Jahrzehnts in etwa verdreifacht. Der Schweizer Schnitt liegt dabei bei einer Steigerung von 69 Prozent.
Die Indizien zu interpretieren ist schwierig“, sagt Robert Weinert von Wüest & Partner. Die Preissteigerungen bei Wohneigentum in den genannten Gemeinden könnten als Hinweis auf einen überhitzten Markt verstanden werden. „Eine Korrektur des Immobilienmarkts wird kommen, die Preise steigen nicht ewig.“
Ob dies aber das Platzen einer Immobilienblase bedeute, könne nicht vorausgesagt werden. Es gebe auch Entwicklungen, die dagegen sprächen: „Die Einwanderung – 2011 waren es 78’000 Personen – stützt den Immobilienmarkt weiter“, gibt der Experte zu bedenken. Auch fehlten den Anlegern lukrative Alternativen zu den Immobilien.
Auch Mieten betroffen
Die Senkung des Referenzzinssatzes am 1. Dezember auf 2,5 Prozent dürfte Mietern mit bestehenden Verträgen zugute kommen, schreibt Wüest & Partner. Beim Abschluss neuer Verträge lassen sich Vermieter aber von der Lage am Markt für Wohneigentum mitreissen: Bei neuen Mietverträgen sind die Preise deutlich gestiegen.