Ein kleiner Geschenkstipp und die Buchreview zu „Big Data – Das neue Versprechen der Allwissenheit“ herausgegeben von Heinrich Geiselberger und Tobias Morstest (2013) // Von Tanja Hoch und
Big Data, Internet der Dinge, NSA-Affäre, etc. Die Liste der Schlagworte, mit denen in Debatten über die aktuellen Entwicklungen des Internets eifrig argumentiert wird, ist um einiges länger als die, der hier erwähnten. Aber haben Sie in dem ganzen Trubel mitbekommen, warum wir darauf aufpassen sollten, was aus der Datenspur gelesen werden kann, die wir im Internet hinterlassen? Warum ist es wichtig, dass Google nicht als Synonym für „Das Internet“ angesehen wird? Es steckt nämlich häufig auch dort Google dahinter, wo „Google“ nicht draufsteht. (vgl. Siva Vaidhyanatans The Googlization of Everything). Und wie war das noch einmal mit Merkels Handy?
Die digitalen Techniken und Kommunikationskanäle gehören so sehr zu unserem Alltag, dass die Online- und Offline-Welt längst nicht mehr als zwei klar getrennte Bereiche angesehen werden können. Das führt dazu, dass alles, was wir online tun, real spürbare Folgen haben kann. Der kürzlich neu erschienene Essayband Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit wirft aus unterschiedlichen Perspektiven einen Blick auf diese Big-Data-Sache. Falls Sie also auf andere Art und Weise eine besinnliche Zeit unter dem Bäumchen verbringen wollen, lesen Sie dieses Buch. Es macht darauf Aufmerksam, dass all unsere gesammelten Daten vereint in der Big Data zunehmend Einfluss darauf haben, wie wir Entscheidungen treffen, was wir konsumieren, wie Wahlkämpfe geführt werden, wie geforscht und ja sogar wie Weihnachten gefeiert wird!
Und wenn Sie sich jetzt überlegen, ob das vielleicht ein passendes Weihnachtsgeschenk für xy sein könnte, binden Sie zum Beispiel eines dieser Kabel als Schlaufe ums Buch und schon haben Sie ein richtig schönes Nerd-Geschenk. Ich würde mich darüber freuen! 🙂
Tanja Hoch hat das Buch für den Mewi-Blog gelesen und folgende Fragen beantwortet:
Wovon handelt das Buch?
Das Buch besteht aus Aufsätzen von über 15 verschiedenen Autoren und Autorinnen, die sich allesamt an dem Oberthema „Big Data“ orientieren. Deshalb ist es wohl sinnvoll, kurz zu beschreiben, was mit Big Data gemeint ist. Die Menge der Daten, die täglich weltweit generiert werden, ist unfassbar gross. Sie können aber durch die erheblichen Verbesserungen von Speichermedien und –kapazitäten festgehalten und immer wieder eingesehen werden. Um die Datenmengen zu sortieren und Erkenntnisse zu gewinnen, jagt man die verschiedensten Algorithmen durch den Datendschungel und stösst dabei auf neue, teils unerwartete Einsichten in gesellschaftliche, ökonomische oder politische Sachverhalte.
Was bedeutet Big Data Mining für Individuen?
Auf der Ebene der Internetnutzer führt der Einfluss von Big Data Mining vor allem zu zielgenaueren Werbungen und Produktempfehlungen auf Amazon. Grundlage für die Auswertung kann alles sein, was der Mensch und seine digitale Umgebung an Daten produzieren. Wenn die Daten richtig zusammengesetzt werden, können Aussagen über den aktuellen Aufenthaltsort spezifischer Personen, Kaufverhalten, politische Einstellung, Hobbys und vieles mehr gemacht werden. Gewisse Handlungen und Entscheidungen von Menschen können von Algorithmen sogar vorhergesagt werden.
Was liefert Big Data Mining für Resultate oder Ergebnisse?
Die Resultate, die Big Data Mining liefert, sind nicht immer ganz richtig und bedürfen einer korrekten Interpretation. Sie sind aber häufig imposant genug, um Entscheidungsprozesse an den durch Algorithmen gewonnenen Erkenntnissen zu orientieren. Befürworter von Big Data Mining sehen die Technologie als die Rettung aus der Krise des Wissens an, die in der Postmoderne begann. Im Vorwort des Buches steht, dass es als eine Art Big-Data-Studie funktioneren soll, indem es unterschiedliche Quellen zusammenbringt, Zusammenhänge aufzeigt, die man zuvor vielleicht nicht gesehen hat, Richtungen andeutet und damit hoffentlich „good enough“ ist.
Haben Sie eine Lieblingspassage?
Ich mag den folgenden Abschnitt aus dem Essay „Obamas Datenakrobaten“ von Tobias Moorstedt (S. 45): „Es steht zu vermuten, dass auch der Besuch von Michelle Obama in Richmond Ende September nicht auf dem Bauchgefühl eines Wahlkämpfers beruht, sondern dass ein statistisches Modell ergeben hat, dass die First Lady eine bestimmte Art von Wechselwählern in der Region motivieren könnte. Keine Ahnung, ob Gott noch lebt. Aber der Zufall ist tot.“
Was sind zentrale Diskussionsfragen des Buches?
Wer hat meine Daten? Was bedeutet Big Data für politische Kampagnen? Ist Fussball etwa doch Mathematik? Was steckt hinter „Quantified Self“? Wie wollen in dem Zusammenhang beispielsweise Leute mit vernetzten Fitnessarmbändern fitter, glücklicher und produktiver werden als die ohne? Wie können Datenschützer mit dem Problem umgehen, dass fast alle Vorgänge und Kommunikationen im Internet über Server in den USA laufen und unsere Daten somit nach den lockeren, amerikanischen Privatsphäregesetzen vernutzt werden können?
Gibt es Probleme mit dem Buch?
Ich habe das Buch als besonders gelungen empfunden und müsste mich wohl anstrengen, wirkliche Kritikpunkte zu finden. Als Leser mag man den verschiedenen Autoren mal mehr, mal weniger zustimmen, aber das ist kein eigentliches Problem.
Warum empfehlen Sie dieses Buch?
Weil es hochaktuell ist und aus dem oben erwähnten Grund, dass es sich lohnt, sich ein Basiswissen über die neuen Medien anzueignen und es ist wirklich in einem angenehmen Ton geschrieben. Die in sich geschlossenen Aufsätze bieten eine facettenreiche Themenzusammenstellung und erlauben zudem, dass das Buch nicht konsequent von vorne bis hinten gelesen werden muss.
Eine anschauliche Erklärung von Big Data und seinen Vorteilen sowie möglichen Problemen der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfahlen