In Brüssel wollen die Flamen den Fluglärm mit Turmbau bekämpfen

In Belgien hat die flämische Regionalregierung eine einfache Lösung gefunden, wie sie den Fluglärm über den flämischen Vorortsgemeinden Brüssels bekämpfen kann. Sie will einen 94,6 Meter hohen Hochhausturm bauen, womit die Flugzeuge zu einem Umweg gezwungen würden.

Ein neues Hochhaus soll den Flugverkehr bekämpfen: Blick auf Brüssels Skyline (Archiv) (Bild: sda)

In Belgien hat die flämische Regionalregierung eine einfache Lösung gefunden, wie sie den Fluglärm über den flämischen Vorortsgemeinden Brüssels bekämpfen kann. Sie will einen 94,6 Meter hohen Hochhausturm bauen, womit die Flugzeuge zu einem Umweg gezwungen würden.

Am Donnerstag berichteten mehrere belgische Zeitungen sowie das belgische Radio RTBF über das Projekt. Von der „tour infernale de l’aéroport“ („Der teuflische Turm des Flughafens“) schreibt die belgische Tageszeitung „Le Soir“.

Wegen des Turmbaus müssten nach Berechnungen der Zeitung pro Jahr 38’000 Flugzeuge über Brüssel ihre Richtung ändern. Die flämisch-sprachigen Brüsseler Vorortsgemeinden Vilvorde, Grimbergen und Machelen würden teils vom Fluglärm befreit, an ihrer Stelle müssten die Bewohner der Brüsseler Gemeinden Evere und Schaerbeek mit mehr Fluglärm rechnen.

Kompetenzstreit

In die an sich schon heikle Geschichte mischt sich nun auch ein Kompetenzenstreit zwischen Regional- und Bundesregierung. Der auf Bundesebene für die Mobilität zuständige Staatssekretär Melchior Wathelet beschwerte sich in einem Interview mit der Zeitung, dass die flämische Regionalregierung vor der Bewilligung des Baus nicht das Gespräch mit den betroffenen Behörden gesucht hätte.

Anders sieht dies der zuständige flämische Infrastrukturminister Philippe Muyters von der Neu-Flämischen Allianz (N-VA), den flämischen Nationalisten. Es sei nicht an den föderalen Behörden „uns in unserem Kompetenzbereich einseitig Verfahren vorzuschreiben, die wir befolgen müssen“, sagte Muyters gegenüber „Le Soir“.

Der Bau sei im November bewilligt worden. Die flämische Regierung denke nicht daran, auf das Ansinnen der Bundesbehörden einzugehen und rechtsumkehrt zu machen.

Wathelet verweist seinerseits auf ein Schreiben von Belgocontrol vom 12. Januar, in dem auf „eine Serie von Problemen im Zusammenhang mit dem Bau des Turms“ hingewiesen wurde. Werde der Turm gebaut, müssten Anflugradien und Anflugschneisen geändert werden, was das „heikle Gleichgewicht“ der lärmbetroffenen Zonen rund um den Brüsseler Flughafen stören könnte.

Unfallgefahr

Auf die Frage, was geschehe, wenn sich Muyters über die Forderungen nach Absprache hinwegsetze und den Turm bauen lasse, sagte Wathelet: „Dann muss er sich nicht beklagen, wenn eines Tages ein Unfall geschieht, weil die Sicherheit des Luftraums nicht gewährleistet werden konnte“.

Wathelet warnte davor, sich über die bestehenden Vorgehensweisen bezüglich des nationalen Brüsseler Flughafens und der Flugsicherheit hinwegzusetzen. Er forderte die flämische Regionalregierung auf, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen und aus dem Problem „Flugsicherheit“ nicht ein „Komptenzproblem“ zu kreieren.

Nächster Artikel