Trotz eines insgesamt schneereichen Winters 2011/12 sind in den Schweizer Bergen deutlich weniger Menschen durch Lawinen ums Leben gekommen als im langjährigen Schnitt. 17 Opfer mussten beklagt werden, 9 weniger als im Winter davor.
Im Vergleich zu anderen Jahren sei es im Winter 2011/12 zu mehr Sachschäden und zu weniger Lawinenunfällen mit Personen gekommen, teilte das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos am Dienstag mit. 85 Lawinen mit 114 erfassten Personen wurden gemeldet. 25 Personen wurden in Lawinen verletzt, 17 getötet.
Die Anzahl der Todesopfer bis Mitte April lag deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 25. Die Lawinengefahr war laut SLF-Angaben durchschnittlich. Die Gefahrenstufe „gross“ wurde an 13 Tagen verhängt.
Die ergiebigen Schneefälle und Sturmwinde lösten phasenweise eine hohe Lawinenaktivität aus. Die grossen Schneemengen führten aber zu einem günstigen Schneedeckenaufbau.
Die Schneedecke sei im Allgemeinen in den tieferen Schichten gut verfestigt gewesen, schreibt das SLF. Die Nassschnee-Lawinen Ende Februar waren eine Folge der warmen Temperaturen.
Voller Kontraste
Insgesamt war der Winter 2011/12 laut SLF voller Kontraste. Schneearm war er zu Beginn, dann wurde neue Rekordwerte an Schnee verzeichnet, eiskalt war er ebenfalls, aber auch überdurchschnittlich warm und mit einer aussergewöhnlichen Gleitschnee-Situation.
Anfangs Dezember lag so wenig Schnee in den Bergen wie seit 1953 nicht mehr. Danach änderte sich die Lage rasch. Zwischen Dezember und Ende Januar wurde an über der Hälfte der SLF-Stationen zwei bis drei Mal so viel Neuschnee gemessen wie im langjährigen Mittel. An einigen Stationen wurden Rekorde gebrochen, wie etwa in Ulrichen VS oder Samedan GR.
Höchstwerte erreichten auch die Schneehöhen. Im Januar registrierten viele Orte so viel Schnee wie noch nie seit Messbeginn vor 60 Jahren. Auf dem Weissfluhjoch in Davos wurden 270 Zentimeter gemessen. Die bisherige Höchstmarke aus dem Jahre 1951 wurde damit um 20 Zentimeter übertroffen.