In der Offenen Kirche St. Gallen darf nicht mehr gekuschelt werden

Die Offene Kirche St. Gallen hat ihr Kuschelprojekt gestoppt. Die Events, bei denen sich fremde Menschen gegenseitig berühren und streicheln, hatte heftige Reaktionen bei Kirchgemeinden und deren Mitgliedern ausgelöst. Nun will sich die Offene Kirche neu positionieren.

Die Offene Kirche bezeichnet Kuscheln als Urbedürfnis des Menschen (Symbolbild) (Bild: sda)

Die Offene Kirche St. Gallen hat ihr Kuschelprojekt gestoppt. Die Events, bei denen sich fremde Menschen gegenseitig berühren und streicheln, hatte heftige Reaktionen bei Kirchgemeinden und deren Mitgliedern ausgelöst. Nun will sich die Offene Kirche neu positionieren.

Die von Fachleuten geführten Kuschelabende sollten Menschen die Möglichkeit geben, das Bedürfnis nach körperlicher Nähe zu stillen. Die Teilnehmer sollten sich in einem sicheren Raum entspannen, indem sie sich gegenseitig streicheln und berühren.

„Kuscheln ist ein Urbedürfnis des Menschen und hat nichts mit Sex zu tun“, heisst es im Programm auf der Website der Offenen Kirche St. Gallen, der katholische und evangelische Kirchgemeinden der Agglomeration St. Gallen angehören.

Der Kuschelabend von Anfang September – als erster einer Reihe solcher Abende unter dem Titel „Zeit zum Kuscheln“ gedacht – blieb jedoch der einzige. Aus Protest traten Kirchgemeinden und private Mitglieder aus dem Projekt Offene Kirche aus, was finanzielle Einbussen zur Folge hat. In Medienberichten und Leserbriefen machten sich Gegner und Befürworter Luft.

Ein Tabubruch

Das Kuscheln habe das Fass zum Überlaufen gebracht, sagte Daniel Schmid Holz, der die Evanglisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen im Vorstand der Offenen Kirche vertritt, gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

„Viele Menschen empfinden Kuschelpartys als Tabubruch, da im Umgang mit Zärtlichkeit und Berührungen die Grenze zwischen Intimität und Öffentlichkeit verletzt wird“, sagte Schmid.

Der Vorstand der Offenen Kirche sei zwar von Anfang an vom Kuschelprojekt nicht begeistert gewesen, wollte dem Projektleiter jedoch nicht dreinreden. Nach den Protesten wurde das Kuscheln gestoppt.

„Die heftigen Reaktionen zeigen, dass sich die Offene Kirche mit den Kuschelpartys keinen guten Namen macht“, sagte Schmid. Deshalb sei es nun Zeit, das Programm und die Zusammenarbeit mit dem Projektleiter und Initianten der Kuschelabende zu überdenken.

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