In der Schweiz führen fast 600’000 Personen ein Leben in Armut

Die gute Nachricht: Die Armutsquote in der Schweiz ist stabil. Die Schlechte: Jede 13. Person in der Schweiz hat 2012 ein Leben in Armut geführt.

Besonders unter Armut leiden Alleinerziehende und Alleinlebende (Bild: sda)

Die gute Nachricht: Die Armutsquote in der Schweiz ist stabil. Die Schlechte: Jede 13. Person in der Schweiz hat 2012 ein Leben in Armut geführt.

Jede 13. Person in der Schweiz hat 2012 ein Leben in Armut geführt. Das entspricht 590’000 Einwohnerinnen und Einwohnern. 130’000 davon waren trotz Erwerbstätigkeit arm. Die Armutsquote hat sich nach den neusten Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik (BFS) 2012 nicht wesentlich verändert. 7,7 Prozent der Wohnbevölkerung in Privathaushalten waren von Einkommensarmut betroffen, gegenüber 7,4 Prozent im Vorjahr. 2007 lag dieser Wert noch deutlich höher bei 9,3 Prozent.

Als arm gilt gemäss BFS, wer nicht genügend Geld hat, «um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben». 2012 lag die Schwelle für Einzelpersonen bei 2200 Franken pro Monat, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern bei 4050 Franken.

Besonders unter Armut leiden Alleinerziehende und alleinlebende Erwachsene. 2012 betrug die Armutsquote in diesen Gruppen 16,5 respektive 17,9 Prozent. Auch ein dünner Schulsack erhöht das Armutsrisiko: Personen ohne nachobligatorische Bildung waren mit 13,9 Prozent fast doppelt so häufig arm wie der Durchschnitt.

130’000 Working poor

Personen in Haushalten ohne Erwerbstätige (20,2 Prozent) und Personen über 65 Jahren (16,4 Prozent) wiesen ebenfalls hohe Armutsquoten auf. Da Rentner und Rentnerinnen jedoch häufiger auf Vermögen zurückgreifen können als andere Altersgruppen, darf diese Zahl gemäss BFS aber nur mit Vorsicht interpretiert werden.

So verfügten rund drei Viertel aller Seniorinnen und Senioren über flüssige Mittel von mehr als 10’000 Franken, ein Drittel sogar über mehr als 100’000 Franken, heisst es im Bericht «Armut in der Schweiz».

Die generell tiefsten Armutsquoten zeigen sich bei Personen in Haushalten mit mehreren Erwerbstätigen. Unabhängig davon vermag laut BFS bereits die eigene Erwerbstätigkeit vor Armut zu schützen.

2012 lag die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung mit 3,5 Prozent markant tiefer als die Armutsquote der nicht erwerbstätigen Personen ab 18 Jahren (15,7 Prozent). Rund 130’000 Personen waren jedoch trotz Erwerbsarbeit von Armut betroffen.

Armutsgefährdung geringer als in der EU

Um die Situation mit anderen Ländern zu vergleichen, wird die international gebräuchliche Armutsgefährdungsquote verwendet. Als armutsgefährdet gilt, wessen Verdienst deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau des Landes liegt. 2012 lag diese Quote in der Schweiz mit 15,9 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 16,9 Prozent.

Im Hinblick auf die materielle Versorgung, die durch die Quote der erheblichen materiellen Entbehrung gemessen wird, weist die Schweiz mit 0,8 Prozent sogar die geringste Quote aller Länder auf (EU-Durchschnitt: 9,9 Prozent).

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