Jede 13. Person in der Schweiz hat 2011 ein Leben in Armut geführt. Das sind rund 580’000 Menschen, darunter 130’000 Erwerbstätige. Über eine Million galten als armutsgefährdet. Alleinerziehende, Personen mit geringer Bildung und Ältere waren stark von Armut betroffen.
Gegenüber 2010 veränderte sich die Armutsquote nur unwesentlich, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte. 7,6 Prozent der Bevölkerung mussten mit einem Haushaltseinkommen unterhalb der absoluten Armutsgrenze auskommen. 2010 waren es 7,9 Prozent gewesen. Seit Beginn der Datenerhebung 2007 nahm die Einkommensarmut in der Schweiz allerdings um fast 2 Prozentpunkte ab.
2011 lag die Armutsgrenze für Einzelpersonen bei durchschnittlich 2200 Franken pro Monat, bei zwei Erwachsenen mit zwei Kindern bei 4050 Franken. Davon müssen der allgemeine Lebensunterhalt wie Essen, Kleidung, Körperpflege und Verkehr sowie Wohnkosten und Versicherungen bezahlt werden, nicht jedoch die obligatorische Krankenversicherung.
Erwerbstätigkeit schützt vor Armut
Besonders hohe Armutsquoten wiesen 2011 Alleinerziehende mit 21,9 Prozent, allein lebende Erwachsene mit 16,9 Prozent, Personen ohne nachobligatorische Bildung mit 13,7 Prozent sowie Personen in Haushalten ohne Erwerbstätige mit 20,4 Prozent aus.
Bei den Personen ab 65 Jahren war das Armutsrisiko mit einer Quote von 16,1 Prozent ebenfalls relativ gross. Diese Zahl muss laut BFS allerdings mit Vorsicht interpretiert werden, da Rentner häufiger auf Vermögen zurückgreifen könnten als andere Altersgruppen.
Als guten Schutz vor Armut bezeichnet das BFS die eigene Erwerbstätigkeit. So betrug die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung mit 3,7 Prozent nur etwa ein Viertel der Quote der nicht erwerbstätigen Personen ab 18 Jahren (14,7 Prozent). Rund 130’000 Personen waren 2011 jedoch trotz Erwerbsarbeit von Armut betroffen.
Armutsgefährdung geringer als in der EU
2011 waren in der Schweiz 14,3 Prozent der Bevölkerung oder gut eine Million Menschen armutsgefährdet, etwa gleich viele wie im Vorjahr. Als armutsgefährdet gelten Personen, deren Einkommen deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau des Landes liegt.
Um die Situation in der Schweiz mit anderen Ländern zu vergleichen, verwendet das BFS eine an die europäischen Standards angepasste Armutsgefährdungsquote. Diese kam in der Schweiz mit 15,0 Prozent unter dem Durchschnitt der Europäischen Union von 16,9 Prozent zu liegen.
Im Hinblick auf die materielle Versorgung, die durch die Quote der erheblichen materiellen Entbehrung gemessen wird, kommt die Schweiz mit 1,0 Prozent sogar auf den tiefsten Wert aller Länder. Der EU-Durchschnitt betrug 8,8 Prozent.