In diesem Walserdorf könnte man alt werden

In Davos Monstein gibt es wenig, aber Gutes: 180 Einwohner, ein paar «Spiicher», Geranien. Und natürlich die höchstgelegene Brauerei der Schweiz. Viva!

Einmal auffüllen, bitte. Im Bach hat's genug Wasser.

(Bild: Muriel Gnehm)

In Davos Monstein gibt es wenig, aber Gutes: 180 Einwohner, ein paar «Spiicher», Geranien. Und natürlich die höchstgelegene Brauerei der Schweiz. Viva!

Mit mehr «Tütato» als nötig schaukelt das Postauto die Strasse ins Davoser Sertigtal hinauf. Der letzte Halt heisst: Sertig Sand. Wir sehen ein paar Maiensässe, bereits im Winterschlaf, und einen schäumenden Bergbach, der ins Tal gurgelt. 

Bald schon streiten die Fahrgäste um die letzten Sonnenplätze auf der Terrasse des Restaurant Walserhuus, doch das bekommen wir nur noch aus sicherer Distanz mit. Wir sind alleine auf dem Wanderweg nach Davos Monstein. Abgesehen vom Tosen des Wasserfalls ist es still um uns, die Lärchen leuchten irgendwo zwischen grün und gelb, auf den Wiesen trotzen ein paar Enziane dem Herbst.

Gedanken im Geröll

Der Weg wird stetig steiler, das Umland rauer. Nach einer Stunde gehen wir durch ein Tobel, wo an manchen Stellen noch der Schnee des letzten Winters liegt. Unter uns: Geröll. Links von uns: Geröll. Rechts: Geröll. Ausser hellgrünem Moos wächst hier nichts. Es ist noch stiller als im Lärchenwald zuvor. Wir reden nicht mehr viel, jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. 

Später treffen wir einen Wanderer, der mit der hohlen Hand Wasser aus einem Bergbach schöpft. Das Wasser schmeckt wunderbar. Und dann stehen wir auf der Fanezfurgga, auf 2580 Metern über Meer. Um uns: Berge. Keine Dörfer, keine Alphütten, nur ein paar Wanderer, die an ihren Broten knabbern.

Das Murmeli pfeift, der Steinadler kreist

Wir wollen erst unten rasten. Dort, wo mit dem spriessenden Gras die Zivilisation wieder Einzug hält und die Landschaft ihre Wildheit gegen Sanftmut eintauscht. Beim Hinabsteigen hören wir Murmeltiere in verschiedenen Tonlagen pfeifen, als würden sie ein Wanderlied anstimmen. Als wir die Köpfe gen Himmel recken, entdecken wir einen Steinadler, der seine Kreise zieht, ohne auch nur ein Mal mit den Flügeln zu schlagen.

Als uns die Knie schon schmerzen vom Bergablaufen (ja, das Alter), erreichen wir das Walserdorf Davos Monstein. Davos Monstein, das sind: rund 180 Einwohner, 15 «Spiicher», Holzhäuser mit roten Geranien vor den Fenstern, eine Dorfschule, eine Gemeinschaftsgefrieranlage und die Gemeindesäge. Ausserdem steht in Davos Monstein die höchstgelegene Brauerei der Schweiz.



Geranien und Bier, das findet die Wanderin hier in Davos Monstein.

Ruhe, Sonne und Bier, das findet die Wanderin hier. In Davos Monstein. (Bild: Maja Bless)

Ein Toast auf die Pilze

Und darauf haben wir uns die ganze Zeit über gefreut: ein Monsteiner Huusbier, gebraut aus frischem Bergwasser. Dieses bringt uns nun die Chefin des Veltlinerstüblis, in dessen niedrigen Räumen die Bauern schon im 18. Jahrhundert auf ein Zweierli einkehrten. Dazu reicht sie Toast mit Eierschwämmen und Steinpilzen aus den umliegenden Wäldern. Wir prosten uns zu.

Es ist einer der Momente, in denen das Leben nicht besser sein könnte. Und ich denke, dass Davos Monstein ein Ort wäre, wo wir alt werden könnten. Dieses sonnenverwöhnte und stille Dorf, nah und doch so fern der Bergstadt Davos, wo einen morgens noch der Hahn aus dem Schlaf holt.

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