In der anglikanischen Kirche von England können künftig Frauen zu Bischöfinnen ernannt werden. Die Generalsynode stimmte am Montag in der nordenglischen Stadt York nach jahrzehntelangen Debatten mehrheitlich dafür, ein entsprechendes Gesetz auf den Weg zu bringen.
«Heute wird vollendet, was vor über 20 Jahren mit der Ordination von Frauen zu Priesterinnen begonnen hatte», sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, der das geistliche Oberhaupt der Kirche von England ist. In England können sich Frauen seit 1994 zu Priesterinnen weihen lassen. Zwei Jahrezehnte später stellen Frauen nach Kirchenangaben etwa ein Drittel des Klerus.
Die Entscheidung gilt als starkes Signal an die anderen Mitglieder der anglikanischen Gemeinschaft mit ihren weltweit etwa 85 Millionen Gläubigen. Es wird nun damit gerechnet, dass in England noch im laufenden Jahr die ersten Bischöfinnen geweiht werden.
Grösste Skepsis bei Laien
Zu der Frage gab es in York drei Abstimmungen: Die Bischofskammer liess das Vorhaben mit 37 Ja- gegen 2 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung passieren. In der Priesterkammer wurde es mit 162 gegen 25 Stimmen bei 4 Enthaltungen angenommen. In der Laienkammer gab es 125 Ja-Stimmen, 45 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen.
Ein ähnlicher Vorstoss war im November 2012 am Widerstand der Laien im Kirchenparlament gescheitert. Ihnen war der Vorschlag nicht weit genug gegangen. Er hatte vorgesehen, dass Priester ein Vetorecht gegen die Ernennung von Frauen ausüben dürfen.
Die Kirche von England ist die Mutterkirche der anglikanischen Weltgemeinschaft und gilt in England als Staatskirche. Jeder vierte Engländer betrachtet sich als Teil der Kirche, auch wenn es keine formelle Mitgliedschaft gibt. In anderen Teilkirchen der Anglikaner, etwa in Neuseeland und den USA, sind Bischöfinnen seit Jahren üblich.
Erbitterte Grundsatzdebatte
Der Abstimmung war eine jahrzehntelange, teils erbittert geführte Grundsatzdebatte vorausgegangen. Skeptiker hatten wegen der Frage der Frauen-Ordination sogar einen Bruch der Church of England nicht ausgeschlossen.
Erzbischof Welby rief deshalb zur Einigkeit zwischen Befürwortern und Gegnern auf. «Es geht jetzt nicht darum, dass der Sieger alles kriegt, es geht darum als liebevolle Familie weiter gut miteinander auszukommen.»
Die britische Politik begrüsste die Entscheidung. Premierminister David Cameron erklärte, er sei für weibliche Bischöfe und beglückwünschte Welby, der die Entscheidung durch seine Führungsqualitäten möglich gemacht habe. Vizepremier Nick Clegg sprach von einem «grossen Moment» für die Kirche von England.