In Erinnerung an Robin Williams: 7 seiner Paraderollen

Robin Williams ist tot. Der Hollywood-Schauspieler wurde 63 Jahre alt – und hat in dieser Zeit eine beeindruckende Zahl an Rollentypen gespielt. Eine Rückschau in sieben Kapiteln. Robin Williams ist tot. Der Hollywood-Schauspieler starb in seinem Haus in Kalifornien. Gemäss ersten Polizeiberichten hat sich Williams, der seit 2006 mit Alkoholproblemen kämpfte, das Leben genommen. 63 […]

Robin Williams ist tot. Der Hollywood-Schauspieler wurde 63 Jahre alt – und hat in dieser Zeit eine beeindruckende Zahl an Rollentypen gespielt. Eine Rückschau in sieben Kapiteln.

Robin Williams ist tot. Der Hollywood-Schauspieler starb in seinem Haus in Kalifornien. Gemäss ersten Polizeiberichten hat sich Williams, der seit 2006 mit Alkoholproblemen kämpfte, das Leben genommen. 63 Jahre alt wurde er – und hat in dieser Zeit eine beeindruckende Zahl an Rollentypen gespielt. Eine Rückschau in sieben Kapiteln.

1. «Good Morning Vietnam» (1987)

Er tut das, was er am besten kann, und er tut es dort, wo es nötig ist: unterhalten. Radiomoderator Adrian Cronauer (Williams) wird 1956 nach Vietnam geschickt, um die dort stationierten US-Soldaten bei Laune zu halten. Sein jovialer Sinn für Humor und seine Vorliebe für Rock’n’Roll machen ihn schnell zum Liebling seiner Hörer, zum Helden der Truppen und zum Ärgernis seiner direkten Vorgesetzten. Als Adrian mit der Ungerechtigkeit des Krieges konfrontiert wird, droht ihm das Lachen allerdings schnell zu vergehen: Um ihn explodieren Bomben, er entgeht knapp einem (nicht ihm gegoltenen) Anschlag, und eine junge Vietnamesin, die er kennen lernt, lehnt ihn ab: ihre Welten seien zu unterschiedlich. «Good Morning Vietnam» basiert auf der wahren Geschichte des ehemaligen Radio-DJs Cronauer – und ist etwa zur Hälfte wahr: Der echte Cronauer bestätigte, dass 45 Prozent von Good Morning Vietnam der Realität entsprachen, er in seiner Radiomoderation allerdings humoristisch nicht so mutig wie Robin Williams gewesen wäre. In der Realität hätte ihn dies vor Gericht gebracht.

2. «Der Club der toten Dichter» (1989)

Tradition, Ehre, Disziplin, Leistung – das sind die hehren, strengen Werte, die am Welton-Internat, einer Eliteschule im US-amerikanischen Osten, gelten. In diesen konservativen Strukturen tritt der Englisch- und Poetiklehrer John Keating seine neue Stelle an – und wird sofort zum Liebling seiner Schüler. Keating lehnt die traditionellen Methoden der Didaktik ab, versucht seinen Schülern die Schönheit und Lebensnähe der englischen und amerikanischen Poeten – von Shakespeare zu Whitman, von Robert Frost bis E.E. Cummings – näher zu bringen und sie zu Selbstvertrauen und eigenständigem Denken zu ermutigen. In der Ausgangslage ähneln sich «Der Club der toten Dichter» und «Good Morning Vietnam»: Williams als Vermittler, der sein Publikum auf unkonventionelle Weise begeistert, jedoch an der Sturheit und Autorität seiner Vorgesetzten scheitert. Auch im «Club» muss Williams schliesslich seine Koffer packen, aber der Samen, den er seinen Schülern eingepflanzt hat, beginnt zu spriessen, wie die Schlussszene zeigt: Der Captain geht von Bord, aber die Mannschaft bleibt ihm ergeben.

3. «König der Fischer» (1991)

Unter der Ägide von Terry Gilliam gelang Williams in «König der Fischer» die dritte prägende Rolle innerhalb von vier Jahren, diesmal an der Seite von Jeff Bridges. Bridges spielt einen schuldbeladenen Radiomoderator, der überzeugt von der Verantwortung seiner Radiosendung für einen Amoklauf in New York ist. Williams einen ehemaligen Literaturprofessor, der bei eben diesem Amoklauf seine Frau verloren hat, seither obdachlos ist, seinen Verstand halb verloren hat und mit anderen gescheiterten Existenzen aus der New Yorker Unterwelt einen Ritterorden gegründet hat. Ihre Mission: die Suche nach dem Heiligen Gral. Man mag sich erinnern: es ist nicht das erste Mal, dass Terry Gilliam sich des Gral-Mythos annimmt. Bereits 1975 verfilmte er mit Monty Python die Queste nach dem Gral auf höchst unkonventionelle Weise. In «König der Fischer» ist das Mittelalter nun völlig abwesend, die ritterlichen Ideale jedoch geblieben: Barmherzigkeit und Mitgefühl, Brüderlichkeit und Demut.

4. «Mrs. Doubtfire» (1993)

Auch das gehörte zur Vita von Robin Williams – die netten, häufig etwas seichten, stets familienfreundlichen und manchmal tatsächlich hochkomischen Komödien. Williams, der stets betonte, wieviel es ihm bedeute, die Menschen zum Lachen zu bringen, konnte in diesen Filmen nicht nur sein komödiantisches und mimisches Talent ausspielen, sondern auch sein Flair für schrille bis überdrehte Rollen. Sinnbildlich hierfür ist «Mrs. Doubtfire»: Williams wirft sich ins Kostüm einer älteren Haushaltshilfe, um seine Kinder auch ausserhalb der geregelten Sorgerechtszeiten zu sehen. Am Ende fliegt die Maskerade auf, aber seine Ex-Frau erbarmt sich seiner und bietet ihm – Happy-End, Happy-End! – an, das Sorgerecht neu aufzuteilen. Der Film hat, wie die meisten von Williams‘ Ausflüge ins Komödienfach, etwa «Nacht im Museum», weder in der tieferen Moral, noch im Storytelling oder in der Regie wirklich viel Denkwürdiges zu bieten. Jedoch einen köstlich aufgedrehten Robin Williams, der sich in seiner Rolle austobt und hierfür einen Golden Globe erhielt.

5. «Good Will Hunting» (1997)

Einer der prägendsten Filme der 90er Jahre, der zudem Williams seinen einzigen Oscar brachte – für die Nebenrolle des Psychologen Sean Maguire, der sich des wiederholt straffällig gewordenen 20-jährigen Will Hunting (Matt Damon) annehmen soll. Das besondere an Hunting: Er hat sich in einem Hilfsarbeiterjob am Massachusetts Institute of Technology en passant als Mathematikgenie entpuppt. Regisseur Gus van Sant erzählt hier, entgegen seiner üblichen Praxis, auf feinfühlige Weise einen eindringlichen Film über Freundschaft, gesellschaftliche Zwänge und die nachwirkenden Schäden einer ruinierten Kindheit, so dass das heikle Thema ohne bedrückende Schwere seine Form findet. Eine der besten, ernsthaftesten und intensivsten Leindwandleistungen von Robin Williams.

6. «Jakob der Lügner» (1999)

In der Verfilmung des gleichnamigen, bekannten Romans von Jurek Becker spielt Williams die Hauptfigur, den Juden Jakob Heym, der 1944 in einem polnischen Lager lebt. Zufällig hört er im Radio, dass die Rote Armee unterwegs ist und die Befreiung naht – und erfindet weitere Nachrichten, um seinen Mitgefangenen die Hoffnung zu bewahren. Bis die Deutschen ihn ertappen und hinrichten. Diese Verfilmung des Romans hat zurecht zwiespältige Reaktionen erfahren, weil der Holocaust hier mit reichlich befremdlichen Mitteln wie bemüht komischen Missverständnissen, einigen Slapstick-Elementen sowie seichter Comedy zugunsten des Filmformats veräussert wird. Allerdings unbestritten gut sind die Schauspielleistungen, die von Robin Williams, vor allem aber auch von Armin Müller-Stahl als ebenfalls ins Ghetto deportierter Arzt Kirschbaum geliefert werden.

7. «Insomnia» (2002)

Trotz der vielen Rollen, die Robin Williams gespielt hat, diese hier ist eine Seltenheit: der Böse. Erst in den letzten zehn Jahren seines Lebens wandte sich Williams vereinzelt von seinen Paradegenres, dem Drama und der Komödie, ab und spielte Figuren, die keiner zum Feind haben möchte. 2002 war diesbezüglich sein annus horribilis: Zuerst spielte er in «One Hour Photo» einen verbitterten Familien-Stalker, im selben Jahr in «Insomnia» einen Mörder. Der bekommt es unter der nie untergehenden Sonne Alaskas mit einem Polizisten (Al Pacino) zu tun, der ihm einen zusätzlichen Todesfall anhängen will. Ein intensiver Thriller, der in ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Pacino und Williams ausartet, beklemmend inszeniert von Regisseur Christoper Nolan.

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