Nicht nur in Wil SG wird bald eine neue Moschee in Betrieb genommen: Auch in Plan-les-Ouates im Kanton Genf öffnet ein neues islamisches Religions- und Kulturzentrum demnächst seine Pforten. Die Begegnungsstätte gehört der albanisch-muslimischen Gemeinschaft von Genf.
Von aussen ist das Gebäude eher unauffällig. Es beherbergt zwei Gebetsräume – einer für die Frauen und einer für die Männer. Der erste Raum befindet sich im Erdgeschoss und bietet Platz für rund 100 Frauen. Der andere liegt im ersten Stock und kann zwischen 300 und 350 Männer aufnehmen.
Im Eingangsbereich befindet sich ein öffentliches Restaurant, das albanische Spezialitäten verkauft. Noch nicht fertig eingerichtet sind Versammlungsräume und Unterrichtszimmer, eine Bibliothek sowie das Büro des Imams. Offiziell eröffnet wird das neue Zentrum am 20. Mai.
Die Räumlichkeiten gehören dem Verein Dituria. Dieser war 2005 gegründet worden, um für die rund 15’000 Albanisch sprechenden Muslime in Genf eine Stätte für den kulturellen und religiösen Austausch zu schaffen. Im Juni 2014 kaufte der Verein das Gebäude in Plan-les-Ouates, um darin ein islamischen Zentrum einzurichten.
Kein Widerstand aus der Bevölkerung
Abdyl Bekteshi, der Kassier des Vereins, gab die Kosten für das Projekt am Mittwoch mit 3 Millionen Franken an. Die Hälfte sei über Spenden aus der albanisch-muslimischen Gemeinschaft finanziert worden, für die andere Hälfte sei bei einer Bank in Genf eine Hypothek aufgenommen worden. Die meiste Arbeit wurde ehrenamtlich von Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft geleistet.
Im Unterschied zum Bau der Moschee in Wil, gegen den es heftigen Widerstand von Anwohnern und der SVP gab, konnte die Moschee in der Genfer Gemeinde sehr schnell gebaut werden. Es ging keine einzige Einsprache gegen das Projekt ein.
Plan-les-Ouates begrüsse den Verein herzlich, sagte Gemeindepräsident Xavier Magnin. Angesichts der zahlreichen Vorurteile, mit denen sich die muslimisch Glaubensgemeinschaft derzeit konfrontiert sieht, hatte sich die Gemeinde im Vorfeld beim Kanton, dem Integrationsbüro und einer interreligiösen Plattform über den Verein informiert.
Die Rückmeldungen seien alle positiv ausgefallen, hielt Magnin fest. «Es sind gemässigte Muslime, die gut integriert sind und den Rechtsstaat respektieren.» Bedenken von Anwohnern seien nur wegen der Parkplatzsituation geäussert worden, im Hinblick auf die Freitagsgebete.
280 Moscheen in der Schweiz
In der Schweiz gibt es inzwischen rund 280 Moscheen. Die muslimische Gemeinschaft wird auf 450’000 Personen geschätzt. 10 bis 15 Prozent davon sind Praktizierende, wie Pascal Gemperli von der Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz (FIDS) auf Anfrage sagte.
Die Moscheen in der Schweiz werden demnach vor allem von Personen türkischer, albanischer und bosnischer Abstammung regelmässig besucht. Eine kleinere Gruppe stamme aus dem Maghreb, und eine noch kleinere sei asiatischer Herkunft. Die Moscheen würden je länger je mehr Gläubige unterschiedlicher Nationalitäten und Abstammungen unter ihren Kuppeln vereinen, hält Gemperli fest.