In Graubünden wird das erste Wolfsrudel der Schweiz gesichtet

Ein Wolfspaar in Graubünden hat Nachwuchs bekommen. Am Churer Hausberg Calanda sind Welpen gesichtet worden. Damit ist erstmals seit der Rückkehr des Wolfes in die Schweiz im 1995 ein Wolfsrudel nachgewiesen worden.

Einer der entdeckten Welpen (Bildquelle: Amt für Fischerei und Jagd/Orlando Galliard) (Bild: sda)

Ein Wolfspaar in Graubünden hat Nachwuchs bekommen. Am Churer Hausberg Calanda sind Welpen gesichtet worden. Damit ist erstmals seit der Rückkehr des Wolfes in die Schweiz im 1995 ein Wolfsrudel nachgewiesen worden.

Beim Amt für Jagd und Fischerei Graubünden sind in den letzten Tagen zwei Beobachtungen von Wolfswelpen eingegangen, wie das Amt am Donnerstag mitteilte. Beide wurden von Jägern gemacht.

Während zwei Jäger drei Welpen sichteten, lieferte ein dritter Waidmann gleich ein Foto, auf dem ein kleiner Wolf klar erkennbar ist. Das Foto gelang dem Jäger mit einer Fotofalle. Er hatte sie aufgestellt, um nach einer unklaren Beobachtung Gewissheit zu bekommen.

Spektakuläres Ereignis

„Das sind die ersten Wölfe, die in der Schweiz seit ihrer Ausrottung vor 150 Jahren geboren wurden“, sagte Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Fischerei zur Nachrichtenagentur sda. Absolut spektakulär sei das, freute sich der Wildbiologe.

Damals bei der Rückkehr der ersten Wölfe habe man an so etwas wirklich nicht geglaubt. Nun zeige sich, dass die Alpen den Tieren offenbar die notwendige Lebensraumqualität zur Familiengründung bieten würden.

Bei den jungen Wölfen handelt sich um Nachwuchs der seit längerem am Calanda beheimateten zwei Wölfe. Die beiden Grossraubtiere sind letzten November erstmals zusammen gesichtet worden. Es war aber vorerst noch unklar, ob es sich um ein Paar oder zwei gleichgeschlechtliche Tiere handelte.

Wie viele Mitglieder die Wolfsfamilie nun zählt, ist noch unklar. Normalerweise zählt ein Wurf vier bis sechs Welpen. Meistens überleben aber nicht alle.

Wie es am Calanda weitergehe, könne man nicht voraussagen, erklärte Jenny. In der Regel würden junge Wölfe mit anderthalb Jahren selbständig und verliessen die Eltern. Bei einer so kleinen Familie müsse das aber nicht der Fall sein.

Ohne Herdenschutz geht es nicht

Ob es nun zu mehr Konflikten mit den Wölfen kommt, hängt stark von der Härte des nächsten Winters ab. Eines sei aber klar, betont der Wildbiologe: „Wenn man ja zum Wolf sagt, muss man auch ja zum Herdenschutz sagen.“ Und der koste nun mal etwas. Am Calanda sei der Herdenschutz glücklicherweise gut ausgebaut.

Berggänger müssen vor den Wölfen keine Angst haben. Die Grossraubtiere gehen Menschen aus dem Weg. Man dürfe sich glücklich schätzen, so Jenny, nur schon den Kot der Tiere zu entdecken oder deren Spuren im Schnee.

In ganz Graubünden lebt rund ein halbes Dutzend Wölfe – die jungen Welpen nicht eingerechnet. Exakte Zahlen hat das Amt für Jagd und Fischerei nicht. Der Grund ist, dass die meisten dieser Grossraubtiere nicht sesshaft werden, sondern weit herumschweifen und auch mal den Kanton verlassen.

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