Sechs Jahre nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima will die japanische Regierung die Evakuierung eines nahen Dorfes aufheben. Umweltschützer kritisieren aber, dass dort weiter hohe Strahlenrisiken herrschen.
Nach einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace Japan ist die in umliegenden Wäldern von Iitate gemessene Strahlung vergleichbar mit dem derzeitigen Strahlenniveau innerhalb der 30-Kilometer-Sperrzone von Tschernobyl.
Die japanische Regierung will jedoch die Evakuierung für einen Grossteil von Iitate zum 31. März aufheben und den ursprünglich 6000 Bewohnern die Rückkehr erlauben. Ein Jahr später sollen die Kompensationszahlungen für die betroffenen Bürger eingestellt werden.
Am 11. März 2011 hatten ein schweres Erdbeben und ein gewaltiger Tsunami die Region entlang der Nordostküste Japans heimgesucht und 18’500 Menschen in den Tod gerissen. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es zu einem Super-Gau.
«Nicht hinnehmbar»
Die von Greenpeace in und um Häuser in Iitate gemessenen Strahlenwerte seien weiterhin relativ hoch und stellten ein «nicht hinnehmbares» Risiko für zurückkehrende Bewohner dar, warnte Ai Kashiwagi von Greenpeace Japan. Sollten Bewohner in ihre Häuser zurückkehren, riskierten sie die gleiche Strahlenmenge wie jemand, der sich jede Woche einmal die Brust röntgen lasse, hiess es.
Die rechtskonservative japanische Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe versuche, eine «falsche Realität» vorzugaukeln, wonach sechs Jahre nach Beginn der Katastrophe in Fukushima wieder Normalität für die Menschen einkehre, kritisierte der belgische Greenpeace-Strahlenexperte Jan Vande Putte.
Tatsächlich sei die Strahlensituation in Iitate auch für die kommenden Jahrzehnte alles andere als normal. Greenpeace forderte die Regierung auf, die früheren Bewohner finanziell zu unterstützen, damit diese nicht gezwungen seien, aus wirtschaftlichen Gründen zurückzukehren.