Metz war einst Teil des Deutschen Reichs von 1871. Die Spuren jener Tage sind auch heute noch gut zu sehen. Doch auch andere Epochen haben die Hauptstadt von Lothringen geprägt.
Metz, die Hauptstadt von Lothringen, ist ein Ort, an dem diverse Zeitreisen möglich sind. Eine davon beginnt gleich, nachdem man aus der Eisenbahn gestiegen ist.
Im 300 Meter langen Bahnhofsgebäude, dessen Hallen und Fassaden Ornamente, Ritter und andere Figuren zieren, scheint ein mythisches Mittelalter Gestalt angenommen zu haben, wie es die Historienmalerei und der Jugendstil liebten.
Entstanden ist der Bau in den Jahren 1905–1908 nach Plänen des Berliner Architekten Jürgen Kröger. Metz war damals eine deutsche Stadt, nachdem Frankreich im Krieg von 1870/1871 das Elsass und Teile von Lothringen an Deutschland verloren hatte.
Die postalische Zeitreise…
In derselben Epoche entstand auch das grosse Postgebäude in der Nähe des Bahnhofs. Die Pläne – im von Kaiser Wilhelm II. gewünschten neoromanischen Stil – stammten von Ludwig Bettcher. Die Bauarbeiten begannen 1908, eingeweiht wurde der Bau aus rotem Vogesensandstein 1911.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Lothringen wieder französisch. Daran, dass Metz vorübergehend eine deutsche Stadt war, erinnern auch diverse andere Gebäude im Bahnhofsviertel. An manchen entdeckt man noch Inschriften in Deutsch wie am «Gewerbehaus».
…die gotische…
Auf eine weitere Zeitreise nimmt uns die Cathédrale Saint-Etienne. Erbaut wurde dieses gewaltige Gotteshaus im Stil der Gotik zwischen 1200 und 1522. Die Kathedrale ist nicht nur berühmt für ihre hohen Gewölbe, sondern auch für ihre Glasmalereien, deren Gesamtfläche rund 6500 Quadratmeter beträgt. Wer hier ein bisschen verweilt, wird manches faszinierende Detail entdecken (siehe auch Bildstrecke).
Nur wenige Meter sind es von der Kathedrale zum Musée Cour d’Or, das auch über eine eindrückliche gallo-römische Sammlung verfügt. Diese erinnert daran, dass im 2. Jahrhundert n. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Metz eine grosse gallo-römische Siedlung mit 40’000 Einwohnern bestand.
…die futuristische…
Wieder in die Moderne zurück holt uns das im Mai 2010 eröffnete Centre Pompidou-Metz. Die Dependance des Pariser Centre Georges Pompidou wurde nach Plänen der Architekten Shigeru Ban und Jean de Gastines gebaut und wirkt reichlich futuristisch.
Um einen Erschliessungsturm sind drei sternförmig übereinandergestapelte Galerien angeordnet, die grossformatige Panoramafenster aufweisen. Durch diese lässt sich der Stadtkern mit der Kathedrale betrachten – und damit das monumentalste Kunstwerk, das man im Centre Pompidou-Metz zu sehen bekommt.
Gewisse monumentale Züge weisen auch einige Werke auf, die im grosszügigen Innern des Centre zu sehen sind, etwa in der aktuellen Ausstellung «Phares» («Leuchttürme»), in der man quasi den Weg vom Figürlichen zum Abstrakten «erwandern» kann.
…und die melancholische Zeitreise
Wieder mehr in die Realität zurückführen uns die verschiedenen Uferwege an den Gewässern von Metz. Mit etwas Glück erlebt man hier in dieser Jahreszeit noch einen goldenen Herbsttag oder – sind diese Tage vorbei – eine stimmungsvolle Begegnung mit der Melancholie des Winters. Als Alternative bietet sich eine Fahrt mit dem Stadtautobus an – in den engen Strassen der Altstadt ein Erlebnis der besonderen Art.
Langweilig ist es in Metz nie, wenn man sich die nötige Zeit nimmt, die vielfältigen Seiten der Stadt zu erleben.
- Anreisen: Metz ist eisenbahnmässig gut erschlossen. Ab Basel dauert die Fahrt jeweils etwas mehr als 3 Stunden.
- Abliegen: Das Hôtel de la Cathédrale an der Place de Chambre 25 ist zentral gelegen und hat Charme. Opulentes Frühstücksbuffet. Einziger Wermutstropfen: Das Hotel liegt nahe an einer Strasse mit Kopfsteinpflaster und Autoverkehr.
- Anbeissen: Rund um die Kathedrale gibt es diverse Lokale für jeden Geschmack.
- Weihnachtsbonus: Vom 22. November bis 28. Dezember findet in Metz auf mehreren Plätzen ein grosser Weihnachtsmarkt statt.