Heute wird der Champions-League-Reform grünes Licht erteilt. Die UEFA-Exekutive verabschiedet in Nyon die neue Verteilung von Startplätzen und Startgeldern.
Die meisten Eckpfeiler der Reform sind seit August bekannt, vor allem dieser: Die vier grossen und sportlich erfolgreichsten Ligen, die Premier League, Primera Division, 1. Bundesliga und Serie A, bekommen für den Zeitrahmen von 2018 bis 2021 je vier fixe Startplätze für die Champions League. Damit werden an diese Ligen fünf Plätze mehr verteilt als bisher.
Dazu kommen jeweils zwei Plätze für die Nummern 5 und 6 des UEFA-Rankings sowie je einer für die Nummern 7 bis 10 und die Titelverteidiger der Champions und Europa League. Über die Qualifikation und Playoffs werden ab übernächster Saison nur noch sechs statt bisher zehn Plätze vergeben.
Zu den grössten Verlierern der Reform gehört die Schweizer Super League. Die Nummer 12 des UEFA-Rankings, was derzeit die Schweiz ist, erhält in Zukunft keinen fixen Startplatz mehr. Der Schweizer Meister kann die Champions League nur noch über die Qualifikation erreichen. Für die Meister der Länder ab Platz 11 stehen noch vier Plätze zur Verfügung – bisher waren es fünf Plätze für die Meister der Länder ab Platz 13.
Dass die Reform bei den Ligen – unter ihnen auch England, Spanien und Deutschland – nicht gut ankam, hat aber weniger mit der Verteilung der fixen Startplätze als viel mehr mit der Ausschüttung der UEFA-Gelder zu tun. Zwar erhalten in Zukunft alle mehr, doch die ganz Reichen eben noch mehr. «Die Solidarität als Gegenpol zur Verteilung der Startplätze sollte viel höher gewertet werden. Da bewegten wir uns in den letzten Jahren in die falsche Richtung. Früher wurden sechs Prozent der Gelder solidarisch an die Klubs, welche nicht an den europäischen Wettbewerben teilnehmen, verteilt, dann fünf Prozent, jetzt noch vier Prozent. Das ist viel zu wenig», sagte Claudius Schäfer, der CEO der Swiss Football League, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Förmlich ausgedrückt könnte man sagen, es gehe um Planungssicherheit der Top-Klubs aus den grossen Ligen. Etwas salopper gesagt würde man es Geldgier derjenigen nennen, die ohnehin schon mehr haben als andere. Entworfen wurde die Champions-League-Reform von der European Club Association (ECA) unter dem Vorsitz von Karl-Heinz Rummenigge, dem Vorstandschef von Bayern München. «Die Neuerung reflektiert eine seriöse und faire Lösung für den europäischen Klubfussball», so Rummenigge. In der Exekutive der ECA sitzen neben ihm auch Vertreter von Real Madrid, Manchester United, dem FC Barcelona, Juventus Turin, Milan oder Arsenal. Es ist der Machtzirkel des Klubfussballs.
Wer diesen Klubs Geldgier unterstellt, kann seine Argumente mit Zahlen unterlegen. Das Startgeld sinkt von 60 auf 25 Prozent der Gesamtprämien. Dafür werden die Erfolgsprämien prozentual höher und davon profitieren wiederum die erfolgreichen Top-Klubs. Zudem richtet sich das Startgeld auch nach den Meriten der Vergangenheit. Für die Schweizer Klubs würde dies bedeuten: Der FC Basel erhält für eine Champions-League-Teilnahme ein höheres Startgeld als etwa die Young Boys oder der FC Sion. Das alles dürfte dazu führen, dass die Hierarchien und vor allem das Gefälle in den einzelnen Ligen weiter zementiert werden.
Für Claudius Schäfer und seine Kollegen in der EPFL ist die Ausgeglichenheit innerhalb einer Liga «ein Grundinteresse». In ihrem Kampf gegen die Champions-League-Reform waren sie aber chancenlos. Denn ihr Druckmittel war zu wenig stark. «Wir haben die Vereinbarung mit der UEFA aufgekündigt, wonach an Europacup-Terminen keine nationalen Spiele angesetzt wurden. Wenn die Premier League und die Primera Division an Champions-League-Abenden spielen, hat die UEFA wohl ein Problem, wenn es darum geht, die TV-Rechte der europäischen Wettbewerbe zu verkaufen», sagte Schäfer.
Wenn die UEFA-Exekutive die Champions-League-Reform am Freitag durchgewunken haben wird, wird klar sein: Sie hat sich mehr von den Drohgebärden der ECA beeinflussen lassen, dass sich die Top-Klubs ansonsten in einer geschlossenen Superliga neu organisieren würden.