In Oklahoma hat eine Debatte um Schutzräume begonnen

Nach dem verheerenden Tornado in Oklahoma beginnt das Aufräumen. Angesichts der vielen Toten und der immensen Schäden entbrannte nun eine Debatte über die Schutzmassnahmen in der Katastrophenregion.

Bild der Verwüstung nach dem starken Tornado in Moore, Oklahoma (Bild: sda)

Nach dem verheerenden Tornado in Oklahoma beginnt das Aufräumen. Angesichts der vielen Toten und der immensen Schäden entbrannte nun eine Debatte über die Schutzmassnahmen in der Katastrophenregion.

24 Tote, 230 Verletzte, 2400 zerstörte Häuser, schätzungsweise eine Milliarde Dollar Sachschaden – das ist die Bilanz des Tornados im US-Staat Oklahoma.

Zwei Tage nach der Katastrophe rechneten die Rettungskräfte nicht mehr damit, weitere Überlebende oder Tote unter den Trümmern der Kleinstadt Moore zu finden. Die Rettungsarbeiten galten damit als weitgehend abgeschlossen.

Dagegen begannen die Menschen am Mittwoch mit dem Aufräumen – weite Teile der Stadt, die dem Erdboden gleichgemacht wurden, müssen neu wiederaufgebaut werden. «Wir haben den Eindruck, dass es statt um Such- und Rettungsarbeiten jetzt um Wiederaufbau geht», sagte der Stadtpräsident des rund 55’000 Einwohner zählenden Moore, Glenn Lewis.

Die Helfer wollten alle zerstörten Gebäude mindestens dreimal durchsuchen, berichtete Feuerwehrchef Gary Bird dem Sender CNN. Die Verwüstung in der Vorstadt von Oklahoma City sei so katastrophal, dass neue Strassenschilder angefertigt würden, damit sich die Einwohner halbwegs in der nun völlig andersartigen Umgebung orientieren könnten, sagte Lewis.

Anwohner mussten sich nun an Kontrollposten ausweisen, einige durften sich wegen der Sicherheitsrisiken ihren früheren Häusern nicht nähern: Starke Regenfälle behinderten die Bergungsarbeiten, auf den nassen Strassen lagen ungesicherte Stromkabel.

«Es gibt eine Menge Sicherheitsprobleme», warnte der örtliche Polizeichef Jerry Sillings. Zudem waren bis zum späten Dienstagabend (Ortszeit) noch immer knapp 20’000 Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten.

Keine Schutzräume

Nach der Katastrophe wurden auch Fragen laut, warum die meisten Häuser und öffentliche Gebäude keine Schutzräume hatten, in die sich die Menschen hätten flüchten können. Die Region gilt als besonders Tornado-gefährdet: Bereits 1999 fegte ein Tornado hinweg, der 46 Menschen tötete und rund 8000 Gebäude zerstörte.

Wie der Nachrichtensender CNN am Mittwoch berichtete, sprach sich Stadtpräsident Lewis dafür aus, dass neue Mehrfamilienhäuser künftig einen Schutzraum einrichten müssten. Bisher gab es keine solche gesetzliche Anordnung.

Experten betonen, Keller und unterirdische Schutzräume böten den einzigen wirkungsvollen Schutz bei Tornados. Aber nur etwa zehn Prozent der Häuser in Moore hätten einen Keller. Medienberichten zufolge hatten Menschen während des Sturms am Montag in ihrer Verzweiflung versucht, sich in Tiefkühlschränken zu verschanzen.

Der Sturm hatte nach Angaben der nationalen Wetterbehörde die höchste Stufe auf der in den USA gebräuchlichen Skala. Es habe sich um einen Tornado Stärke EF5 mit Geschwindigkeiten von 320 Kilometern pro Stunde gehandelt.

Milliardenschäden

Die Sachschäden dürften die Versicherungsbranche nach einer Behörden-Einschätzung eine Milliardensumme kosten. Allerdings ist das ganze Ausmass der Verwüstungen, die der tödliche Sturm am Montag anrichtete, noch gar nicht klar. Alle Gebäude zu ersetzen, würde nach einer Analyse des Versicherungsdienstleisters AIR Worldwide sogar mehrere Milliarden Dollar kosten.

Der Sturm zerstörte auch zwei Grundschulen von Moore. Neun der Toten seien Kinder, sagte die Sprecherin der Gerichtsmedizin von Oklahoma, Amy Elliott. Der Tornado hinterliess stellenweise eine gut drei Kilometer breite Spur der Verwüstung.

US-Präsident Barack Obama sprach von «einem der zerstörerischsten Tornados in der Geschichte». Die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten müssten nun dringend vorangetrieben werden. Die Region erhalte von der Regierung alles, was sie brauche, versprach er.

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