In Umbruchzeiten gewinnt das Religiöse an Bedeutung

Die Kirchenaustritte häufen sich, gleichzeitig gewinnt das Religiöse an Bedeutung. Das muss kein Widerspruch sein. „Die religiösen Bedürfnisse sind da, sie werden aber heute nicht mehr unbedingt in den Kirchen ausgelebt“, sagt die Schriftstellerin Klara Obermüller in einem Interview mit „Der Sonntag“.

In Krisenzeiten fühlen sich viele Menschen wieder mehr zur Religion hingezogen (Symbolbild) (Bild: sda)

Die Kirchenaustritte häufen sich, gleichzeitig gewinnt das Religiöse an Bedeutung. Das muss kein Widerspruch sein. „Die religiösen Bedürfnisse sind da, sie werden aber heute nicht mehr unbedingt in den Kirchen ausgelebt“, sagt die Schriftstellerin Klara Obermüller in einem Interview mit „Der Sonntag“.

Obermüller ist Ehrendoktorin an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich. Je mehr die Verunsicherung um sich greife, desto stärker werde das Bedürfnis nach Halt und Orientierung, sagte die Publizistin. In der Soziologie beobachte man eine Rückkehr des Religiösen.

Weil jedoch viele die Kirche nicht mehr als den Ort empfänden, wo sie Antworten auf drängende Fragen finden könnten, suchten die Menschen ausserhalb, so etwa in esoterischen Zirkeln oder bei fundamentalistischen Bewegungen, die vorgeben, die Wahrheit zu kennen.

Weihnachtsgeschichte gehört in Schulunterricht

An Weihnachten gehört jedoch für viele der Kirchenbesuch zur Tradition. Laut einer Umfrage des Instituts für Markt- und Sozialforschung LINK im Auftrag der Schweizerischen Evangelischen Allianz besuchen mehr als ein Drittel der Befragten einen Weihnachtsgottesdienst oder eine Weihnachtsmesse.

Auch die Vermittlung der Weihnachtsgeschichte gehört für eine grosse Mehrheit in den Schulunterricht. 30,2 Prozent der Interviewten sagten, „ja, unbedingt“ gehöre sie in den Unterricht, 48,5 Prozent sagten „eher ja“. Auch Angehörige anderer Religionen befürworten die christliche Weihnachtsgeschichte in den Schulen.

Für Klara Obermüller muss sie im Kontext der verschiedenen Weltreligionen erzählt werden. „Klar, unsere Kultur ist geprägt vom Christentum. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass unsere Religion, unserer Kultur eine unter vielen ist“, sagt sie.

Pessimistischer Blick in die Zukunft

Die Verunsicherung in der Gesellschaft spiegelt sich auch in der LINK-Umfrage wider. So gaben 39,1 Prozent der Befragten an, der Weltuntergang werde unausweichlich eines Tages eintreten. 5,9 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass dies bereits in naher Zukunft geschieht.

Mehr als die Hälfte der Interviewten geht davon aus, dass dann alles wieder ins Nichts übergeht. Nur jeder Zehnte glaubt, dass wir dann alle ins Paradies kommen.

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