Indien öffnet sich stärker für ausländische Investoren wie Apple und Ikea. Die Regierung gab am Montag ein umfangreiches Reformprogramm bekannt, das unter anderem auch Direktinvestitionen im Verteidigungssektor und im Bereich der zivilen Luftfahrt erleichtern soll.
Bislang waren Rüstungsfirmen beim Engagement in dem südasiatischen Land eher zurückhaltend, da sie an Produktionsstätten in Indien nicht den Mehrheitsanteil halten durften. Sie befürchteten ohne ausreichende Kontrollrechte den Abfluss von technologischem Wissen. Nach der Reform dürfen sie nun mehr als 49 Prozent der Anteile halten.
Die Grundsatzentscheidung der indischen Regierung kommt auch Apple zugute. Der iPhone-Konzern kann nun doch eigene Läden in Indien eröffnen. Das Büro von Premierminister Narendra Modi teilte mit, dass eine Zulieferer-Regelung, die Apple zuvor ausgebremst hatte, in Zukunft erst nach drei Jahren Präsenz im Land gilt. Erst kurz zuvor war Apple mit einem Antrag gescheitert, von dieser Regelung ausgenommen zu werden.
Strenge Kriterien
In Indien dürfen ausländische Firmen nur unter bestimmten Voraussetzungen ein eigenes Verkaufsnetz aufbauen, das ihnen zu hundert Prozent gehört. So dürfen dort nur Produkte einer einzigen Marke verkauft werden, und mindestens 30 Prozent der Waren oder ihrer Komponenten müssen in Indien hergestellt worden sein. Apple erfüllt diese Kriterien nicht, weil es zurzeit nicht in Indien produziert.
Mit der nun angekündigten Neuregelung wäre Apple zumindest für die ersten drei Jahre im Land von dieser Verpflichtung nicht betroffen. Apple hat zwar bisher einen relativ niedrigen Anteil am indischen Smartphone-Markt, wächst aber stark. Im ersten Quartal 2016 stieg der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 56 Prozent.
Starke Öffnung
Auch Firmen aus der Pharmabranche und dem Detailhandel sollen von gelockerten Regeln für ausländische Direktinvestitionen profitieren. Ministerpräsident Narendra Modi teilte per Twitter-Botschaft mit, mit den Reformen öffne sich das Land für ausländische Direktinvestitionen so stark wie kein anderes auf der Welt.
Zugleich bedeute die Lockerung der Vorschriften einen «grossen Schub» für den Arbeitsmarkt. Zuletzt hatte Modi nach einer Niederlage bei einer Regionalwahl eine Lockerung der Vorschriften für ausländische Direktinvestitionen verkündet.
Nun folgte der erneute Vorstoss auf die überraschende Rücktrittsankündigung des bei ausländischen Investoren beliebten Notenbankchefs Raghuram Rajan. Dessen Kampf gegen die hohe Inflation und sein Vorgehen in Indiens schwerster Finanzkrise seit mehr als zwei Jahrzehnten haben zu seinem guten Ruf beigetragen. Allerdings sah er sich zugleich wachsender Kritik aus Teilen der Regierungspartei ausgesetzt.