Eine von mehreren Männern vergewaltigte Inderin hat ihren tagelangen Kampf ums Überleben verloren. Die 23-Jährige sei am Samstagmorgen ihren schweren inneren Verletzungen erlegen, teilte das behandelnde Spital in Singapur mit. Überall in Indien brachten die Menschen ihre Trauer zum Ausdruck.
Premierminister Manmohan Singh rief dazu auf, die durch den Fall geweckten Emotionen für einen gesellschaftlichen Wandel zu nutzen. „Sie mag ihren Kampf ums Überleben verloren haben, aber es liegt an uns sicherzustellen, dass ihr Tod nicht umsonst war“, erklärte er.
Präsident Pranab Mukherjee sagte, sie sei ein tapferes Mädchen gewesen. „Sie ist eine wahre Heldin und symbolisiert die indische Jugend und Frauen auf das Beste.“
Die junge Frau war vor fast zwei Wochen in Neu Delhi in einem Bus vergewaltigt, mit einer Eisenstange malträtiert und aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Tagelang kämpften erst indische Ärzte und dann ein Spezialistenteam in Singapur um ihr Überleben.
Fünf Männer und ein Jugendlicher wurden nach der Tat festgenommen und sitzen seitdem in Haft. Sie werden nach Angaben der Nachrichtenagentur IANS nun des Mordes angeklagt.
„Ich bete für den Frieden der verstorbenen Seele und hoffe, dass ihre Familie die Kraft haben wird, diesen schmerzlichen Verlust zu ertragen“, erklärte Singh. Er und Indiens Präsident sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus.
Demonstration in Neu Delhi
Regierung und Polizei baten die Menschen, ruhig und friedlich zu bleiben. Bereits vor einer Woche hatten sich an der Tat überall im Land Proteste entzündet, die in Delhi auch in Gewalt umschlugen.
Auch am Samstagmittag versammelten sich mehrere hundert Menschen mit Plakaten und Mikrofonen in der Hauptstadt. „Wir wollen Gerechtigkeit“, riefen sie. Andere hatten sich schwarze Tücher über den Mund gebunden. „Wir haben genug geschrien“, sagte eine junge Frau mit Tuch. „Jetzt wollen wir Taten sehen.“
Proteste im Regierungsviertel und rund um das Wahrzeichen India Gate wurden erneut untersagt. Spezialeinheiten der Polizei riegelten zahlreiche Strassen ab und wiesen den Demonstranten zwei Treffpunkte zu. Zehn Metro-Stationen blieben geschlossen, um Kundgebungen vom Parlament und Präsidentenpalast fernzuhalten.
Die Demonstranten forderten in ihren Reden, die Bewegung dürfe an diesem Tag nicht enden. „Ich hoffe, dass ein Wandel passiert in dieser Gesellschaft, die Frauen so gering schätzt“, sagte eine Studentin.