Indien und Russland haben am Rande des BRICS-Gipfels im indischen Goa Rüstungsverträge im Wert von mehreren Milliarden Euro unterschrieben. Kernstück ist die Lieferung von russischen Raketensystemen des Typs S-400 Triumph an Indien.
Die Boden-Luft-Raketen haben eine Reichweite von rund 400 Kilometern und können gegen Kampfflugzeuge und Marschflugkörper eingesetzt werden. Nach Angaben des Fernsehsenders NDTV sollen vier Systeme zum Preis von umgerechnet 5,9 Milliarden Frankren an Indien gehen. Zudem will Indien 200 Kampfhelikopter vom Typ Kamov 226T sowie vier 11356-Fregatten kaufen, die jeweils in Indien produziert werden sollen.
Indien und Russland vereinbarten in Goa aber auch milliardenschwere Wirtschaftsdeals, vor allem im Energie- und Rüstungsbereich. Grösste Transaktion war die Übernahme des indischen Öl-Konzerns Essar Oil samt einem Hafen.
Um hier die Kontrolle zu bekommen, zahlt der russische Konzern Rosneft zusammen mit Partnern 12,9 Milliarden Dollar. Es ist laut Thomson-Reuters-Daten die grösste ausländische Akquisition in Indien. Zu den Partnern von Rosneft gehören der internationale Rohstoffhändler Trafigura und der Fonds UCP.
Insgesamt unterschrieben die Länder 16 Vereinbarungen, die neben der Rüstung zum Beispiel auch eine engere Kooperation in den Bereichen Raumfahrt oder intelligente, vernetzte Städtekonzepte («smart cities») vorsehen. Auch weil Russland vom Westen mit Sanktionen belegt ist, orientiert es sich zunehmend nach Osten.
Im Anschluss an die Unterschriften wurden per Videokonferenz ein neuer Reaktor eines mit russischer Technik gebauten Atomkraftwerks in Kudankulam im indischen Bundesstaat Tamil Nadu eingeweiht und die Grundsteine für zwei weitere Reaktorblöcke gelegt.
Die bilateralen Gespräche zwischen Indiens Premierminister Narendra Modi und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und ihren Delegationen fanden am Rande des BRICS-Gipfeltreffens im indischen Goa statt. Die Abkürzung BRICS setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Mitgliedsländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Das zweitägige Treffen der Regierungschefs dauert bis Sonntag.