Indien zwingt Bayer zur Patent-Weitergabe von Krebsmedikament

In einem wegweisenden Urteil zwingt Indien den deutschen Pharmakonzern Bayer zur Weitergabe eines Patents für ein Krebsmedikament an einen heimischen Hersteller. Das Mittel Nexavar soll dadurch in dem Schwellenland künftig nur noch einen Bruchteil des bisherigen Preises kosten.

Der deutsche Pharmakonzern Bayer wird von einem indischen Gericht zur Patent-Weitergabe gezwungen (Archiv) (Bild: sda)

In einem wegweisenden Urteil zwingt Indien den deutschen Pharmakonzern Bayer zur Weitergabe eines Patents für ein Krebsmedikament an einen heimischen Hersteller. Das Mittel Nexavar soll dadurch in dem Schwellenland künftig nur noch einen Bruchteil des bisherigen Preises kosten.

Es ist die erste zwangsweise Patentabtretung in der Geschichte Indiens. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) erklärte, nun könnten die Kosten für eine Behandlung mit dem Medikament von derzeit etwa 5500 Dollar pro Monat auf 175 Dollar gesenkt werden.

Das indische Patentamt entschied am Montag, Bayer müsse das Patent an den heimischen Generika-Hersteller Natco weitergeben. Im Gegenzug erhalte Bayer von Natco eine geringe Lizenzabgabe auf den Umsatz. Bayer kündigte an, Möglichkeiten für ein juristisches Vorgehen gegen die Entscheidung zu prüfen.

„Diese Entscheidung ist eine Warnung, dass es Konsequenzen hat, wenn Pharmafirmen Preistreiberei betreiben und die Verfügbarkeit einschränken“, sagte die MSF-Direktorin Michelle Childs. Ärzte ohne Grenzen geht davon aus, dass nun künftig auch neue, noch unter Patentschutz stehende Medikamente – etwas zur Behandlung von HIV und Aids – zu einem Bruchteil des aktuellen Preises verfügbar sein könnten.

Im Fall des Bayer-Medikaments Nexavar wird die indische Firma Natco das Mittel künftig selbst herstellen und zu einem Preis verkaufen, den die Behörden festlegen.

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