Indiens designierter Premierminister Narendra Modi ist am Tag nach seinem triumphalen Wahlsieg in der Hauptstadt Neu Delhi mit Jubel empfangen worden. Seine hindu-nationalistische Partei BJP hatte sich bei der Parlamentswahl alleine die absolute Mehrheit gesichert.
Bei Modis Empfang säumten Tausende Unterstützer die Strassen. Sie tanzten, trommelten, bliesen in Muschel-Tröten, bewarfen ihn mit Blütenblättern und schwenkten Fahnen mit dem Parteisymbol, der Lotusblume. «Der Lotus ist in Delhi erblüht», rief Modi ihnen zu. Überall zeigte er mit zwei Fingern das Siegeszeichen.
Gemäss offiziellem Endergebnis erreichte die BJP 282 der 543 Sitze; somit könnte Modis Partei ohne Bündnispartner regieren. Die bisher regierende Kongresspartei stürzte auf 44 Sitze ab.
Drittstärkste Kraft wurde mit 37 Sitzen die Regionalpartei AIADMK aus dem südindischen Tamil Nadu. 34 Sitze erreichte der Trinamol Congress aus dem Bundesstaat Westbengalen. Die neue Graswurzelpartei AAP, die den Wahlkampf aufmischte und im ganzen Subkontinent antrat, gewann nur vier Wahlkreise für sich.
«Überwältigendes Mandat»
In der BJP-Zentrale in Delhi kam Modi mit den Spitzen seiner Partei zusammen, um über Ministerposten und das weitere Vorgehen zu beraten. «Wir haben ein überwältigendes Mandat zum Regieren erhalten», sagte Parteichef Rajnath Singh.
«Wir versprechen, ein Indien aufzubauen, das stark ist, Respekt abverlangt und nicht auf Hilfe von aussen angewiesen ist», sagte er weiter. Zunächst sei nicht festgelegt worden, wann Modi zum Premierminister ernannt wird. Modi selbst lobte den «Enthusiasmus der Wähler». Dann brach er nach Varanasi auf, um am Ganges zu beten.
Einladung aus den USA
US-Präsident Barack Obama lud Modi nach Washington ein – seit 2005 hatten die USA ihm wegen seiner Haltung als Regionalpolitiker bei blutigen Unruhen die Einreise verweigert. Nach Angaben des Weissen Hauses telefonierte Obama nach dem Wahlsieg mit Modi. Dabei habe der US-Präsident die strategische Partnerschaft beider Länder betont und angekündigt, die Zusammenarbeit zu vertiefen.
Die Europäische Union hatte ihre harte Haltung gegenüber Modi schon im vergangenen Jahr aufgegeben und mit ihm Gespräche geführt.
Modi wird immer mit den anti-muslimischen Pogromen in Verbindung, bei denen zu Beginn seiner Amtszeit 2002 in Gujarat mindestens tausend Menschen getötet worden waren. Untersuchungen zeigten, dass die Gewalt massgeblich von BJP-Politikern angefacht und gesteuert worden war.
Hohe Erwartungen
Die Erwartungen an Modi sind hoch. Er hatte im Wahlkampf versprochen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, zahlreiche Jobs zu schaffen, die Korruption zu bekämpfen und Infrastruktur wie Strassen und Strom auch in die hintersten Dörfer Indiens zu bringen.
Beobachter meinen, er müsse nun schnell Greifbares liefern. Die Ungeduld vor allem bei der jungen Bevölkerung – Indiens Durchschnittsalter liegt bei 27 Jahren – sei gross.
Optimistischer Abschied
Indiens bisheriger Premierminister Manmohan Singh, der nicht mehr angetreten war, legte am Samstag sein Amt nach zehn Jahren nieder. In seiner Abschlussrede zeigte er sich optimistisch für die Zukunft Indiens.
Das Land werde zum bedeutenden Kraftzentrum der Weltwirtschaft aufsteigen, sagte der 81-Jährige. «Unsere Nation kann Tradition mit Moderne vermischen, Einheit mit Vielfalt, und so der Welt den Weg zeigen.»