Indische Polizei wehrt sich gegen Vorwürfe im Vergewaltigungsfall

Eine Woche nach dem Tod des 23-jährigen indischen Vergewaltigungsopfers hat ihr Begleiter schwere Vorwürfe gegen Passanten und die Polizei in Neu Delhi erhoben. Er sagte in seinem ersten Interview, fast eine halbe Stunde lang habe niemand geholfen, nachdem die Täter sie aus einem Bus geworfen hätten.

Die brutale Vergewaltigung der 23-Jährigen hat in Indien eine Welle der Empörung ausgelöst. Auch die Polizei geriet in die Kritik (Archiv) (Bild: sda)

Eine Woche nach dem Tod des 23-jährigen indischen Vergewaltigungsopfers hat ihr Begleiter schwere Vorwürfe gegen Passanten und die Polizei in Neu Delhi erhoben. Er sagte in seinem ersten Interview, fast eine halbe Stunde lang habe niemand geholfen, nachdem die Täter sie aus einem Bus geworfen hätten.

Auch nach dem Eintreffen der Polizei hätten die Beamten wertvolle Zeit verschwendet und zunächst diskutiert, welche Wache zuständig sei, sagte der Freund des Opfers weiter.

Die Polizei wies Vorwürfe verschleppter Hilfeleistung zurück. Der erste Streifenwagen habe die beiden Opfer sechs Minuten nach Eingang des Notrufs erreicht, teilte die Polizei am Samstag mit. 34 Minuten nach dem Notruf hätten Polizisten mit den Opfern das Spital erreicht. Das belegten die GPS-Systeme der Streifenwagen. Es habe „keine Versäumnisse“ der Polizei gegeben.

Die beiden Opfer waren am 16. Dezember von mehreren Männern in einem Bus in ihre Gewalt gebracht und dort misshandelt worden. Die Frau wurde brutal vergewaltigt und gefoltert. Dann wurden beide aus dem Bus heraus nackt auf die Strasse geworfen. Der 28 Jahre alte Begleiter überlebte verletzt. Die Frau starb am vergangenen Samstag in einer Klinik in Singapur.

Die Staatsanwaltschaft verfügt nach eigenen Angaben über Beweise gegen die fünf unter Mordanklage stehenden volljährigen Verdächtigen. Auf der Kleidung der Angeklagten gefundenes Blut stamme von der 23-jährigen Studentin. Das hätten DNA-Tests ergeben, sagte der für den Fall zuständige Staatsanwalt Rajiv Mohan am Samstag zu Prozessbeginn vor einem Gericht im Süden der Hauptstadt Neu Delhi.

Am Montag vor Gericht

Die fünf 19 bis 35 Jahre alten volljährigen Beschuldigten sollen am Montag erstmals vor Gericht erscheinen. Ihnen werden Mord, Vergewaltigung und andere Verbrechen vorgeworfen. Gerichtsreporter indischer Medien berichteten, der Fall würde dann noch am Montag oder aber in den folgenden Tagen an ein neues Schnellgericht übergeben.

Den fünf Männern droht die Todesstrafe. Bei einem sechsten Beschuldigten wird noch überprüft, ob er – wie von ihm angegeben – minderjährig ist.

Vor dem Hauptverfahren gegen die fünf Erwachsenen müssen für sie noch Verteidiger gefunden werden. Mehrere Anwälte weigerten sich, sie als Mandanten zu übernehmen. Das Schnellverfahren soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, um die Identität des Opfers und ihre Angehörigen zu schützen. Verhandelt werden soll jeden Tag, um möglichst bald zu einem Urteil zu kommen.

Der 28-Jährige Begleiter sagte dem Hindi-Sender Zee News, die Frau habe stark geblutet, nachdem sie beide aus dem Bus geworfen worden waren. „Autos, Auto-Rikschas und Motorräder bremsten, aber rasten dann davon. Ich winkte um Hilfe. Diejenigen, die anhielten, starrten uns an und diskutierten, was passiert sein könnte. Aber niemand unternahm etwas, wir warteten 20 bis 25 Minuten auf Hilfe.“

Polizei soll Zeit verschwendet haben

Dann habe zwar jemand die Polizei alarmiert, nach Eintreffen der Beamten sei aber zu weiteren Verzögerungen gekommen, sagte der Mann. „Statt zu helfen, diskutierten sie über Zuständigkeitsbereiche. Wir baten die ganze Zeit um einen Krankenwagen und Kleider. Einer von ihnen zerriss ein Laken und gab es mir, um meine Freundin zu bedecken. Ich musste sie selber hochheben und in den Wagen tragen.

Die Polizisten seien wegen des Blutes wahrscheinlich um ihre Kleidung besorgt gewesen, sagte der 28-Jährige. Sie hätten ihn und seine Begleiterin dann nicht in eine nahe gelegene Klinik, sondern in ein weiter entferntes Regierungskrankenhaus gebracht. Die Polizei entgegnete, dieses Krankenhaus sei das naheliegendste für gerichtsmedizinische Fälle gewesen.

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