Um unerwünschten Kontakt mit Männern zu verhindern, hat ein Dorf in Nordindien allen Frauen den Gebrauch von Handys ausserhalb ihres Hauses verboten.
Bewohnerinnen des muslimischen Dorfs Madora, die beim Telefonieren in der Öffentlichkeit erwischt werden, droht eine Strafe von 21’000 Rupien (320 Franken), wie die Polizei am Mittwoch berichtete – das entspricht in den ländlichen Gebieten des Landes mehreren Monatslöhnen.
Das Verbot sei am Dienstag vom Rat der Dorfältesten beschlossen worden, sagte Polizeichef Arun Kumar Singh der Nachrichtenagentur AFP. Er kündigte an, gegen die «verfassungswidrige» Verfügung vorzugehen. «Wir können nicht zulassen, dass sie die Freiheit von Frauen beschneiden», sagte er.
Der Rat der Dorfältesten befürchtet demnach, dass Handys unverheirateten Frauen helfen könnten, heimlich einen Verehrer kennenzulernen und mit ihm durchzubrennen.
Hüter konservativer Traditionen
Khap Panchayats, die vorwiegend aus älteren Männern bestehenden Dorfräte, sind in Indien eigentlich illegal, werden aber von den Behörden geduldet. In den ländlichen Gebieten im Norden Indiens üben sie nach wie vor als Hüter konservativer Traditionen grossen Einfluss aus.
Die Ältestenräte werden auch für schwere Verbrechen verantwortlich gemacht – wie etwa Anordnungen, Paare zu töten, die ausserhalb ihrer Kaste oder ihrer Religion geheiratet haben. Kritiker werfen den Räten vor, sich zu Richtern von Verhaltensweisen aufzuschwingen, die sie als unbotmässig empfinden.