Die Einwohner der indonesischen Provinz Aceh wählen ihren Gouverneur. Die Wahl gilt als wichtiger Test für den brüchigen Frieden in Aceh seit Ende des Unabhängigkeitskampfes gegen die indonesische Regierung vor rund sieben Jahren.
Es ist die zweite Gouverneurswahl seit dem verheerenden Tsunami an Weihnachten 2004, der allein in der im Norden Sumatras gelegenen Provinz 170’000 Menschen tötete. Aceh ist die einzige Region des Landes, in der die Scharia gilt.
Überschattet wurde die Wahl im Vorfeld von knapp einem Dutzend politischer Morde. Die örtliche Presse führt die Morde in erster Linie auf den Bruch zwischen der alten und der jüngeren Garde der inzwischen aufgelösten Rebellenorganisation Bewegung Freies Aceh (GAM) zurück.
Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten, der bisherige Gouverneur Irwandi Yusuf und sein 71-jähriger Herausforderer Zaini Abdullah, stehen für die beiden rivalisierenden Fraktionen.
Während Abdullah wie viele seiner Altersgenossen aus der ehemaligen GAM lange Zeit im schwedischen Exil gelebt hatte, zählt sein 20 Jahre jüngerer Rivale Yusuf zur jüngeren Generation, die meist bis zuletzt in Aceh gekämpft hatten.
Dem amtierenden Gouverneur Yusuf halten viele den raschen Wiederaufbau der Provinz nach der Flutwellenkatastrophe zugute. Er steht zudem einer Verschärfung des islamischen Rechtssystems, wie sie von einigen Kandidaten gefordert wird, ablehnend gegenüber.
Die 240 Millionen Einwohner Indonesiens praktizieren in ihrer Mehrheit einen moderaten Islam, allein in Aceh gilt aufgrund der im Friedensvertrag eingeräumten Sonderrechte die Scharia – wenngleich in einer abgemilderten Form. Die Wahllokale schliessen um 14 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ). Mit einem Ergebnis wird spätestens zum 15. April gerechnet.