Iniesta – das Symbol der Euro 2012

Spaniens Mittelfeldstar Andres Iniesta ist von der Uefa zum besten Spieler der Euro 2012 gekürt worden. Insgesamt stehen zehn Spieler des alten und neuen Europameisters im All-Star-Team.

Wohl dem, der einen Iniesta hat. Und die Spanier haben mehrere von seiner Sorte. (Bild: Keystone/SERGEY DOLZHENKO)

Spaniens Mittelfeldstar Andres Iniesta ist von der Uefa zum besten Spieler der Euro 2012 gekürt worden. Insgesamt stehen zehn Spieler des alten und neuen Europameisters im All-Star-Team.

Die Technische Kommission der Uefa hat Andres Iniesta zum besten Spieler des Turniers gewählt und damit zum Nachfolger seines Landsmanns und Teamkollegen Xavi, der diese Auszeichnung vor vier Jahren bei der EM in der Schweiz und Österreich erhalten hatte. «Iniesta gelang in sechs Spielen kein Tor und nur ein Assist, aber diese Zahlen sagen nur wenig aus über die Bedeutung des Mittelfeldspielers für das Team von Vicente del Bosque», heisst es in der Mitteilung der Uefa.

«Xabi Alonso, Xavi Hernández und Iniesta waren alle exzellent. Xavi hätte durchaus wieder die Auszeichnung verdient gehabt, aber wir waren der Meinung, dass Iniesta es noch einen Tick mehr verdient hat», sagt Andy Roxburgh, der Vorsitzende der elfköpfigen Expertenkommission, und begründet die Wahl: «In vielerlei Hinsicht symbolisierte Iniesta dieses Turnier – ein kreativer, effektiver Dauerläufer, egal, ob mit oder ohne Ball. Er war stellvertretend für Vieles, was wir bei diesem Turnier gesehen haben.»

Zehn Spanier im Allstar-Team

Andrés Iniesta Luján, der aus der Provinz Albacete stammt und seit 1996 dem FC Barcelona angehört, war schon bei Spaniens WM-Triumph 2010 der entscheidende Mann gewesen mit dem Tor vier Minuten vor Schluss des Finals zum 1:0 über Holland. Zum besten Spieler des Turniers hatte die Fifa damals den Uruguayer Diego Forlán gewählt.

Diesmal war Andrea Pirlo (32), der Spiritus rector der Italiener, dem Ehrentitel nahe. «Pirlo war herausragend», sagt Roxburgh, «aber offenkundig haben ihm die Umstände im Finale nicht geholfen.» Iniesta gehörte auch dem 23-köpfigen Allstar-Team dieser Europameisterschaft an, neben neun weiteren spanischen Nationalmannschaftskollegen. Je vier Spieler stellen die im Final unterlegenen Italiener sowie der Semifinalist Deutschland.

Das Allstar-Team der Euro 2012:

Torhüter: Gianluigi Buffon (Italien), Iker Casillas (Spanien), Manuel Neuer (Deutschland).
Verteidiger: Gerard Pique (Spanien), Fabio Coentrao (Portugal), Philipp Lahm (Deutschland), Pepe (Portugal), Sergio Ramos (Spanien), Jordi Alba (Spanien)
Mittelfeldspieler: Daniele De Rossi (Italien), Steven Gerrard (England), Xavi (Spanien), Andres Iniesta (Spanien), Sami Khedira (Deutschland), Sergio Busquets (Spanien), Mesut Özil (Deutschland), Andrea Pirlo (Italien), Xabi Alonso (Spanien)
Stürmer: Mario Balotelli (Italien), Cesc Fabregas (Spanien), Cristiano Ronaldo (Portugal), Zlatan Ibrahimovic (Schweden), David Silva (Spanien)

Die Technische Kommission: Andy Roxburgh (Schottland), Fabio Capello (Italien), Jerzy Engel (Polen), Dušan Fitzel (Tschechische Republik), Gérard Houllier (Frankreich), Lars Lagerbäck (Schweden), György Mezey (Ungarn), Holger Osieck (Deutschland, Nationaltrainer Australiens), Jean-Paul Brigger, Walter Gagg (beide Schweiz, beide von der Fifa), Mordechai Shpigler (Israel).


«Himmlische Musik» – Europas Zeitungen zum Final der Euro 2012

Marca (Spanien):
Vier wunderbare Tore für die Ewigkeit. Das war sicher das beste Spiel der Roten in der Historie. Es mag Leute geben, die das Brasilien von 1970 bevorzugen oder das Deutschland von Beckenbauer. Für andere ist das Frankreich von Zidane der Gipfel. Das ist eine Frage des Geschmacks. Aber wenn es um Titel geht, gibt es keinen Zweifel: Spanien ist die beste Mannschaft der Geschichte.

AS (Spanien):
Das war die ultimative Pirouette dieser fabelhaften Mannschaft.

El Pais (Spanien):
Der Fussball kann keine gute politische Führung ersetzen und auch keine Wirtschaftskraft, aber er kann in schwierigen Zeiten eine Prise Selbstvertrauen geben.

Sport (Spanien):
Was für eine Bande! Was für eine Generation! Die Legende lebt. Das war ein Spektakel. Das System del Bosque, das heisst das System Barca, hat erneut gesiegt. Wenn Xavi und Iniesta ihre Inspiration bündeln, wird Fussball zu himmlischer Musik.

Tuttosport (Italien):
Italien, weine nicht! Die Spanier haben klar gewonnen. Die Stärksten haben gesiegt. Amen.

Gazzetta dello Sport (Italien):
Es tut so weh: Italien ist von den schrecklichen spanischen Teufeln gepeinigt worden, die stets wissen, was sie mit dem Ball tun sollen und wie man die Sünden der anderen bestraft. Italien bricht zu Füssen Spaniens zusammen, das als wunderbarer König Europas und der Welt auf dem Thron bleibt. 4:0 klingt nach Demütigung, darf jedoch nicht den Stolz auf die Leistungen der Azzurri bei dieser EM relativieren. Im Final hat nicht das wahre Italien gespielt: Müde und kränklich war die Squadra. Das Mittelfeld, unsere Stärke, ist unter den Hieben der stärksten Mannschaft der Welt zusammengebrochen.

Gazeta Wyborcza (Polen):
Seit Wochen sagten die spanischen Fussballer, dass die EM in Polen und der Ukraine ihnen «Unsterblichkeit» und «einen Platz in der Geschichte» eintragen soll. Am Sonntag haben sie ihr Ziel erreicht. Sie verteidigten den EM-Titel, was weder Deutschland mit Franz Beckenbauer noch die Niederlande mit Marco van Basten oder Frankreich mit Zinedine Zidane geschafft haben. Und sie gewannen drei grosse Turniere hintereinander. Giganten.

Rzeczpospolita (Polen):
Spanische Fiesta ohne Ende. Wenn das nicht die beste Mannschaft aller Zeiten war, wer sollte es sein? Sie gewann das dritte Finale hintereinander. Nie zuvor ist ein EM- oder WM-Finale so hoch gewonnen worden.

Segodnja (Ukraine):
Spanien zertrümmert Italien in einer historischen Partie mit 4:0. Italiens Trainer Prandelli wollte seine Mannschaft stürmen lassen. Doch das Team, das sich im Turnier vom hässlichen Entlein zum Schwan gemausert hatte, konnte nicht mehr. Die Helden waren müde.

L’Equipe (Frankreich):
Geschichte wird auf Spanisch geschrieben. Fussball ist ein Spiel, bei dem elf gegen elf spielen – und am Ende gewinnt Spanien.

Le Monde (Frankreich):
Spanien schreibt Geschichte. Die leise Kritik an ihrem angeblich langsamen Spiel haben die Spanier in diesem Finale widerlegt, indem sie gezeigt haben, dass sie in der Lage sind, jedes Team zu beherrschen mit einem Spiel, das niemand imitieren kann.

A Bola (Portugal):
Historisch! Unvergesslich! Eine Legende! Ein unwiderstehliches Spanien macht sich mit der Titelverteidigung unsterblich.

De Volkskrant (Niederlande):
Spanien demütigt Italien. Nicht die Geschichte macht dich zum Meister, sondern Bescheidenheit.

GoalNews (Griechenland):
Wenn Spanien umschaltet… geht das Licht für den Gegner aus.

To Fos (Griechenland):
Unbesiegbares Spanien. Die ganze Welt wurde mit Fussball satt gefüttert.

Sowjetski Sport (Russland):
Thron – nicht anfassen. Der Europameister verteidigt seinen Titel, den er vier Jahre zuvor gewonnen hat.

Het Laatste Nieuws (Belgien):
Unantastbar – Spanien gelingt der einzigartige Tryptichon EM-WM-EM.

Jyllands-Posten (Dänemark):
Welche Nationalelf sollte diese makellosen Spanier schlagen? England? Nein! Die Niederlande? Nicht wirklich. Die Deutschen? Wenn die raketenartige Entwicklung der Bundesliga noch zwei Jahre anhält: Vielleicht. Die spanische Überlegenheit im EM-Finale war schon peinlich.

Politiken (Dänemark):
Der beste Europameister der Welt.

Aftonbladet (Schweden):
Nie hat man etwas Besseres gesehen als die Spanier. Und nie Spieler, die ihren Sport so geliebt haben. Mit Xavi, Casillas und Iniesta ist eine neue Dynastie da.

 

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