Augen auf im St. Johanns-Ring: Zwei kleine Glaskästen zeigen mit «Fenster Basel» feine Kunst zum Innehalten.
Wer den St. Johanns-Ring zwischen Metzerstrasse und Hebelstrasse entlangläuft, kann sie eigentlich kaum verfehlen: Zwei rechteckige Glaskästen hängen hier an der Fassade und bieten eine kleine Kunstration für Passanten. «Fenster Basel» steht gross auf der Scheibe. Die «Fenster» eignen sich gut für eine kurze Auszeit, auch wenn nicht ganz klar wird, wofür die beiden Kästen eigentlich stehen. Was genau dahintersteckt, erfährt man vom Initianten Ove Lucas.
Es begann mit einem gelben Zettel: Lucas Ove und seine Frau befanden sich vor gut einem halben Jahr mit dem Wickelfisch unter dem Arm auf dem Rückweg vom Rhein, da stachen ihnen mitten im Quartier die zwei leeren Glasvitrinen ins Auge. Normalerweise waren die beiden stets achtlos an den beiden Kästen vorbeigegangen, aber an diesem Tag klebte ein kleiner Zettel an der Scheibe: «Zu vermieten ab 1. Oktober.»
«Da muss man was daraus machen!»
«Einen konkreten Plan dazu gab es eigentlich nie», meint Lucas. «Wir sahen halt den Zettel und dachten, da muss man was draus machen.» Der Kulturmanager, der eigentlich in den Niederlanden wohnt, aber mindestens einmal im Monat in Basel weilt, entschied sich gegen Werbung (wofür die Kästen im Rest der Stadt gerne gebraucht werden) und für die Kunst: Von da an wurden alle zwei Monate Künstler dazu eingeladen, etwas mit den zwei kleinen Vitrinen im St. Johann anzufangen.
Lucas und seine Frau nannten ihr Projekt schlicht «Fenster Basel»: «Wir dachten: Je einfacher, desto besser. Ausserdem gab es Ende des letzten Jahrhunderts in den Niederlanden eine tolle Galerie namens ‚t Venster.» Vielleicht sei das Basler Fenster also auch unbewusst eine Hommage, die Miniatur-Version eines Kunsthauses.
Und die Bezeichnung passt ganz gut: Für die Passanten, die meist achtlos wie damals Lucas und seine Frau durch die Strasse eilen, stellt das Fenster eine kleine Ein- und Aussicht in eine andere Welt dar, für ein kurzes Innehalten und Reinblinzeln. Für die Künstler ist es ein Miniatur-Freiraum, mitten im Trubel des St. Johanns-Ring.
Design und Papierkunst
Die Auswahl für den kleinsten Ausstellungsraum Basels wird von Lucas und seiner Frau getroffen. Konkrete Auswahlkriterien gäbe es nicht, so Lucas. Wenn’s passt, dann passt’s. Und es darf auch mal in Richtung Design gehen: Für Fenster #1 stellte beispielsweise der niederländische Designer Ben Oostrum farbige Keramikplatten aus. Im Moment ist die Künstlerin Karin Trenkel mit einer Landschaft aus feinen Papierstreifen zu sehen. Am 21. Juni eröffnet dann Fenster #5, mit dem Holländer Paul van der Eerden.
Und sind schon Fenster in der ganzen Stadt geplant? Bis jetzt nicht: «Natürlich wäre es schön, wenn das Fenster stadtbekannt würde. Aber wir finden es wichtiger, dass die Fenster-Nachbarn sich mit uns über diesen kleinen Freiraum freuen können und neue Gedanken und Ideen zustande kommen, die uns miteinander verbinden.»
_
Mehr Infos zu Fenster Basel auf der Facebook-Seite des Projekts. Wer auch gerne einmal in den Vitrinen ausstellen möchte, wendet sich direkt an Ove Lucas unter fensterbasel@hotmail.com.