Die insolvente deutsche Verlagsgruppe Weltbild hat einen rettenden Geldgeber gefunden. Der Münchner Finanzinvestor Paragon Partners bestätigte am Montag seinen Einstieg beim Konzern und versprach, auf dessen von den Angestellten befürchtete Zerschlagung zu verzichten.
Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter wolle man die Sanierung des Konzerns mit noch mehr als 1000 Beschäftigten voranbringen, erklärte Paragon.
Weltbild war von der katholischen Kirche zu einem der grössten Buchkonzerne Deutschlands aufgebaut worden. Doch gegenüber dem US-Onlinehändler Amazon verlor Weltbild zunehmend an Boden. Das Unternehmen musste schliesslich einräumen, das Tempo des digitalen Wandels in der Branche unterschätzt zu haben.
Nach einem unerwartet hohen Verlust im vergangenen Jahr drehte die Kirche dem Konzern den Geldhahn zu. Die deutschen Bischöfe hatten sich auch daran gestört, dass Weltbild erotische und esoterische Titel im Angebot hatte.
Keine grösseren Einschnitte mehr beim Personal
Einem Insider zufolge will Paragon 20 Mio. Euro in eine neue Weltbild-Holding einbringen. Bei der Belegschaft, die von ehemals mehr als 6000 Mitarbeitern bereits kräftig ausgedünnt wurde, plane Paragon keine grösseren Einschnitte mehr. Einzelne Anpassungen seien aber nicht ausgeschlossen.
Paragon ist mit dem Nutzfahrzeugteilehändler Europart und dem Motorradzubehörvertrieb Polo bereits im Handelsgeschäft tätig. Die Beteiligungsgesellschaft ist in der Schweiz keine Unbekannte. So gehört ihr hierzulande seit 2013 Kadi, ein Anbieter von Kühl- und Tiefkühl-Produkten für die Gastronomie. Bis 2011 war auch der Einfamilienhausbauer Swisshaus im Besitz der Münchner Finanzinvestoren.
Weltbild Schweiz mit Sitz in Olten war ebenso wie der österreichische Weltbild-Ableger von der Insolvenz des Mutterhauses nicht betroffen. Die Schweizer Tochter war unabhängig unterwegs und nie in den roten Zahlen. Weltbild Schweiz zählt zu den grössten Medienverteilern im Land, operiert seit 1988 und beschäftigt rund 250 Mitarbeitende.