Die Inspektoren der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OVCW) haben weitere Fortschritte bei ihrem Einsatz in Syrien vermeldet. Sechs Produktionsstätten für tödliche Kampfmittel seien zerstört worden, teilte die Organisation am Mittwoch in Den Haag mit.
Insgesamt seien bislang elf Standorte kontrolliert worden. Neben Anlagen zur Herstellung von C-Waffen wurde nach Angaben der OVCW auch Munition unschädlich gemacht. Die Experten überprüften demnach inzwischen elf der 20 Standorte, die auf einer von Syriens Präsident Baschar al-Assad bereitgestellten Bestandsliste stehen.
Bis zum 1. November sollen die Inspektoren alle Anlagen kontrolliert und sämtliche Produktionsstätten dauerhaft nutzlos gemacht haben. Derzeit halten sich rund 60 Experten der OVCW und UNO in Syrien auf, um im Auftrag des UNO-Sicherheitsrats die dort lagernden Chemiewaffen zu erfassen und zu beseitigen.
Assad hatte angesichts eines drohenden US-Militärschlags zugestimmt, das Arsenal unter internationale Kontrolle zu stellen und bis Juni 2014 vernichten zu lassen. Hintergrund war ein Angriff mit dem Nervengift Sarin, bei dem Ende August nahe Damaskus mehrere hundert Menschen getötet wurden.
Zur Leiterin der heiklen Mission in dem Bürgerkriegsland wurde am Mittwoch offiziell die Niederländerin Sigrid Kaag ernannt. Sie fühle sich sehr geehrt, mit dieser «komplexen und herausfordernden Aufgabe» betraut worden zu sein, sagte die stellvertretende UNO-Generalsekretärin.
Lage «gefährlich und unberechenbar»
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete die Lage in Syrien als weiterhin «gefährlich und unberechenbar». Er kündigte an, die diplomatischen Anstrengungen im Zusammenhang mit der geplanten Friedenskonferenz in Genf zu verstärken.
Der Syrien-Beauftragte der UNO, Lakhdar Brahimi, werde zu Gesprächen mit den wichtigsten Regierungen im Nahen Osten reisen. Der UNO-Verantwortliche für politische Angelegenheiten, Jeffrey Feltman halte sich in Moskau auf. Ein weiterer Gesandter werde in der Türkei Vertreter der zerrissenen syrischen Opposition treffen, sagte Ban.
Aufruf der USA an Opposition
Die USA riefen derweil den Syrischen Nationalrat, eine Dachorganisation der Opposition, zur Teilnahme an der für Mitte November geplanten internationalen Konferenz auf. Die Gruppe hatte dies am Wochenende unter Verweis auf das anhaltende Leiden der syrischen Bevölkerung abgelehnt.
Fast 70 Rebellengruppen aus dem Süden Syriens erklärten am Mittwoch, sie würden den Syrischen Nationalrat nicht länger anerkennen, da dieser versagt habe.
Weiter viele Tote
Unterdessen wurden bei einer Explosion im Süden Syriens nach Angaben von Aktivisten mindestens 21 Zivilisten getötet. Eine Explosion nahe dem Ort Tal al-Dschumua habe einen Kleinlastwagen zerstört, berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Demnach ereignete sich das Attentat in der Nähe eines Stützpunkts der Regierungstruppen.
Mindestens 41 Kämpfer starben zudem nach Angaben der Beobachtungsstelle bei Gefechten zwischen kurdischen Rebellen und Al-Kaida-nahen Gruppen im Nordosten des Landes. Unter den Toten seien 29 Islamisten und zwölf Kurden.