Die Credit Suisse greift angesichts des schwierigen Umfelds in der Vermögensverwaltung zum Rotstift. Die traditionsreiche Privatbanken-Tochter Clariden Leu wird mit dem konzerneigenen Private Banking verschmolzen. Dabei gehen in der Gruppe rund 550 Stellen verloren.
Der Abbau ist Teil der bereits angekündigten Sparprogramme, mit denen die Credit Suisse gesamthaft rund 3500 Stellen streichen will.
Von der Integration der Clariden Leu bis Ende 2012 erwartet die Grossbank jährliche Kosteneinsparungen von rund 200 Mio. Franken. Der Schritt soll zum Ziel beitragen, den Beitrag der Vermögensverwaltung zum Vorsteuergewinn der Gruppe bis 2014 um 800 Mio. Fr. zu steigern, wie die Credit Suisse am Dienstag mitteilte.
Ende nach über 250 Jahren
Clariden Leu ist eine der grössten Privatbanken der Schweiz und zählt rund 1770 Vollzeitstellen. Sie entstand 2007 aus der Fusion der Banken Clariden, Leu, Hofmann, BGP sowie der Effektenhändlerin Credit Suisse Fides. Die Geschichte der fusionierten Bankhäuser reicht viel weiter bis 1755 zurück.
Die Markennamen werden nun aufgegeben, wie der Leiter des Private Bankings der CS, Hans-Ulrich Meister, an einer Medienkonferenz in Zürich sagte. Der Abschreibungsaufwand sei minim und in den erwarteten Integrationskosten von rund 130 Mio. Fr. enthalten.
Clariden-Leu-Chef Olivier Jaquet muss sich eine neue Aufgabe suchen. Er war erst im März zum neuen CEO ernannt worden. Man könne unmöglich zuerst den Alleingang propagieren und dann plötzlich eine Integration leiten, sagte Meister dazu.
Meister übernimmt nun das Präsidium des Verwaltungsrats von Clariden Leu. Die Integration umsetzen soll als neuer CEO Hanspeter Kurzmeyer, der bis vor kurzem das Privatkundengeschäft der Credit Suisse in der Schweiz leitete.
Abbau im Backoffice
Der Stellenabbau erfolgt sowohl bei Clariden Leu als auch bei Credit Suisse. Betroffen sind insbesondere Verwaltungsdienste in der Schweiz, schliesslich betreibt Clariden Leu noch eigene Abteilungen etwa für Wirtschaftsanalyse, Handel, Gebäude und Rechtsberatung.
Es werde Härtefälle geben, sagte Meister. Die CS verfüge aber über viele offene Stellen, was helfen solle, die Zahl der Kündigungen zu beschränken. Die rund 400 Kundenbetreuer von Clariden Leu und damit die von der Bank betreuten Kundenvermögen von rund 94 Mrd. Fr. (per Mitte 2011) will die CS möglichst alle behalten.
Ein Verkauf von Clariden Leu, die bereits auf die CS-Plattform migriert ist, sei nicht erwogen worden. Grund für die Integration sei das Umfeld, das sich für kleinere und mittlere Banken verschlechtert habe. „Wir müssen akzeptieren, dass die guten alten Zeiten nicht so schnell zurückkommen“, sagte Meister.
Er verwies auf die Staatschuldenkrise und die Wechselkurse, welche die Vermögen und damit die Einnahmen in Franken drückten. Probleme bereiteten auch die tiefen Zinsen und geringen Transaktionsvolumen sowie der Druck der Regulatoren mit entsprechenden Kostenfolgen.
Von Fehlern des Managements oder des Verwaltungsrates wollte Meister nichts wissen. Auch die Verwicklung in die US-Steueraffäre sei nicht Anlass, die Eigenständigkeit von Clariden Leu zu beenden.