Erstmals nach jahrelangem Gezerre durften die internationalen Atomwächter am Wochenende Irans Militärkomplex in Parchin inspizieren. Die IAEA spricht von Fortschritt, bleibt aber deutlich skeptisch.
Mit der Inspektion der umstrittenen Militäranlage in Parchin ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) eine wichtige Hürde bei der Umsetzung des Nuklearabkommens mit dem Iran genommen worden.
«Es ist ein bedeutender Fortschritt erzielt worden», sagte IAEA-Direktor Yukiya Amano am Montag in Wien. Gleichzeitig kritisierte er den Iran aber für mögliche Vertuschungsmanöver.
Der Iran hatte Amano und dem leitenden Inspekteur der IAEA, Tero Varjoranta, am Sonntag zum erstem Mal nach fast zehn Jahren den Zugang zu der östlich von Teheran gelegenen Anlage erlaubt.
Westliche Geheimdienste verdächtigen den Iran, ein Dutzend Projekte zur Entwicklung eines Atomsprengkopfes betrieben zu haben. Parchin stand immer im Mittelpunkt des Interesses, weil es laut IAEA Anzeichen gibt, dass dort Atomtests simuliert wurden.
Das nun besichtigte Gebäude sei kürzlich renoviert worden, ausserdem sei die gesamte Ausrüstung entfernt worden, beklagte Amano. «Die umfangreichen Arbeiten, die seit 2012 an dem Standort vorgenommen worden sind, untergraben die Möglichkeit der IAEA zu wirksamen Überprüfungsverfahren», kritisierte er.
Proben an Behörde übergeben
Als positiv wertete der IAEA-Chef jedoch, dass die Anlage vor dem Besuch auf Atomspuren untersucht und die Proben der Internationalen Atomenergiebehörde übergeben worden seien. Diese Proben seien von iranischen Experten eingesammelt worden, bestätigte Amano. «Dies wurde unter unserer Verantwortung und Aufsicht gemacht», betonte er. Die Proben werden nun in Wien untersucht.
Der Sprecher der iranischen Atomorganisation, Behrus Kamlwandi, erklärte am Montag, der Besuch von Amano und Varjoranta sei eher «zeremonieller» Natur gewesen. «Bei den Tests war das IAEA-Team nicht in der Anlage», sagte er der Nachrichtenagentur IRNA.
In der iranischen Führung gibt es Kräfte, die IAEA-Inspektionen in Militäranlagen ablehnen. Präsident Hassan Ruhani aber hat eine «koordinierte» Inspektion nie ausgeschlossen.
Ruhani will sich an Auflagen halten
Ruhani hatte am Wochenende ausserdem versprochen, dass der Iran sich an die Auflagen des Atomabkommens halten werde und alle Streitpunkte ausräumen wolle. Bis zum 15. Dezember muss die IAEA ihren Abschlussbericht zu Untersuchung der zwölf Forschungsprojekte vorlegen. Das ist eine der Bedingungen, die der Westen stellt, um Wirtschaftssanktionen aufzuheben. Zusätzlich wird der Iran auch sein ziviles Atomprogramm zurückfahren müssen.
Als sich der Iran am 14. Juli mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland auf diesen Kompromiss einigte, beschlossen der Iran und IAEA am selben Tag einen Fahrplan für weitere Inspektionen.