Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten kaufen auch online immer häufiger im Ausland ein: Die Internet-Einkäufe bei ausländischen Firmen haben im vergangenen Jahr um 18 Prozent zugenommen. Besonders zugelegt hat der chinesische Internethändler Aliexpress.
«Aliexpress und andere ausländische Anbieter fluten die Schweiz mit Paketen», fasst der Verband des Schweizer Versandhandels (VSV) die gegenwärtige Entwicklung zusammen. Bisher schmerze dies die Schweizer Online-Händler nicht sehr, da Aliexpress vor allem für billige Gadgets wie Handyhüllen bekannt sei.
«Aber es wächst eine Generation heran, die dem chinesischen Versandhaus zunehmend vertraut und deshalb auch teure Dinge dort bestellen wird», sagte VSV-Präsident Patrick Kessler am Mittwoch vor den Medien. Das werde dann auch hiesige Online-Händler treffen.
Gemäss Thomas Hochreutener vom Marktforschungsinstitut GfK Switzerland investieren die Chinesen gegenwärtig sehr viel Geld in die Infrastruktur, um die Waren schneller zum Kunden zu bringen. Dafür hätten sie etwa einen Flugplatz in Spanien gekauft. «Bald dauert es nicht mehr zwei Wochen, bis das Paket aus China da ist.»
Im vergangenen Jahr kauften die Schweizer Konsumenten bereits für 1,3 Milliarden Franken im Ausland – und dabei vor allem in China – ein. Seit 2012 haben sich die online-Einkäufe im Ausland verdoppelt. Als «Ausland» gelten gemäss VSV alle Unternehmen ohne .ch-Domain.
Der Deutsche Versandhändler Zalando gehört somit streng genommen zum Schweizer Handel, weil er eine .ch-Domain in Betrieb hat. Würden die geschätzten 500 Millionen, die 2016 an Zalando flossen, nicht zum Schweizer Markt gezählt, wäre der Auslands-Anteil noch grösser.
Essen wird offline gekauft
Bis jetzt geht es dem Schweizer Online-Handel aber trotz Konkurrenz aus dem Ausland noch gut. Im vergangenen Jahr kauften die Konsumenten für 7,8 Milliarden Franken Produkte im Internet. Das entspricht einer Steigerung von 8,3 Prozent gegenüber 2015. Bestellt wurden vor allem Heimelektronik und Kleider.
Ihr Essen kaufen die Schweizerinnen und Schweizer immer noch am liebsten offline: Nur 1,9 Prozent des gesamten Online-Detailhandels entfielen im vergangenen Jahr auf Food-Bestellungen. Ein grosser Teil davon waren zudem Nespresso-Kapseln und Wein. Das eigentliche Essen schafft es gemäss VSV nicht einmal auf 1 Prozent.
Läden stehen länger leer
Während die Online-Händler sich über positive Zahlen freuen, haben die stationären Händler, also die Läden, das Nachsehen. Gemäss GfK büssten die Geschäfte, die keine Nahrungsmittel verkaufen, im vergangenen Jahr rund 8 Milliarden Franken Umsatz ein.
Für die Schweizer Online-Händler ist klar, dass die Verlagerung ins Internet weitergehen wird – mit sichtbaren Folgen für die Innenstädte. «Läden werden geschlossen. Flächen stehen länger leer», sagte VSV-Präsident Kessler weiter.
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist die Ankündigung von Media-Markt, vermehrt auf Online zu setzen und die Verkaufsflächen zu reduzieren. Kessler glaubt, dass diese grossen Flächen lange leer stehen werden. «Mieter zu finden wird zunehmend schwierig.»