Anders als die Detailhandelsläden schauen die Verkäufer übers Internet mit Optimismus in die Zukunft. Laut einer Umfrage rechnet die deutliche Mehrheit der wichtigsten E-Commerce-Anbieter mit einem kräftigen Wachstum der Verkäufe im laufenden Jahr.
Knapp die Hälfte der Antwortenden sagten ein Wachstum von über 10 Prozent voraus, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage bei 25 Online-Anbietern von Konsumgütern und Dienstleistungen hervorgeht. Die Umfrage haben der Zahlungsverarbeiter für E-Commerce, Datatrans, und die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW vor vier Wochen durchgeführt.
Lediglich ein Anbieter erwartet sinkende Verkäufe, während ein Fünftel der Befragten mit einem Plus von mehr als 25 Prozent rechnet. Die wegen der Franken-Stärke vor einem Jahr durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) eingeführte Euro-Mindestgrenze habe geholfen, Schweizer Reisekunden zurückzugewinnen, kommentiert ein befragter Anbieter.
Stete Zuwächse im Internethandel bedeuteten aber nicht, dass der E-Commerce ein Selbstläufer wäre, hiess es in der Untersuchung. Rund ein Drittel der Teilnehmer hatte in diesem Jahr für ihr Unternehmen eine noch bessere Entwicklung erwartet.
Ausländische Konkurrenz legt zu
Sorgen macht den hiesigen Onlinehändlern die Konkurrenz aus dem Ausland. 17 von 22 Antwortenden rechnen mit einem steigenden Marktanteil ausländischer Anbieter. Allerdings tappen die Schweizer Internethändler über die Bedeutung der ausländischen Konkurrenz ziemlich im Dunkeln.
In der Modebranche werden Marktanteile der ausländischen Wettbewerber zwischen 10 bis 25 Prozent vermutet, bei den Büchern sind es 10 bis 40 Prozent. Und in der Reisebranche dürften die Anbieter von jenseits der Grenze zwischen 10 und 45 Prozent des Marktes erobert haben.
Stochern im Nebel
Für Studienautor Ralf Wölfle von der Fachhochschule zeigen die grossen Bandbreiten die Verunsicherung bei den Schweizer E-Commerce-Anbietern: „Ausländische Anbieter sind wie ein Gegner im Nebel. Man sieht ihn nicht genau, hört aber sein Säbelrasseln“.
Als Folge davon wird der Wettbewerb härter: Ausländische Anbieter wie der deutsche Mode- und Schuhhändler Zalando fahren aggressive Werbekampagnen und bringen Schweizer Anbieter unter Druck. Für die einheimischen Anbieter steigen die Werbekosten.
Als Nebeneffekt wird dadurch der E-Commerce in der Schweiz insgesamt populärer. Im Vorteil seien die ausländischen Anbieter durch die geringeren Kosten, die grosse Märkte mit sich brächten, durch tiefere Löhne und niedrigere Beschaffungspreise, hiess es.