Die Ski-WM in St. Moritz ist ein Millionengeschäft – insbesondere in der Vorbereitungszeit vor den Wettkämpfen. Insgesamt 77 Millionen Franken geben der Veranstalter und die Gemeinde St. Moritz für die WM aus, einen grossen Teil in der Region.
65 Millionen Franken schwer ist das Budget der WM-Organisatoren. Dazu kommen 12 Millionen Franken, die von der Gemeinde ausgegeben werden für einen Ausbau der festen Infrastruktur am Berg, etwa das Zielhaus oder die Beschneiung der Rennpisten.
«Wir versuchen, wo immer möglich lokale Anbieter und regionale Produkte zu berücksichtigen», sagt Thomas Rechberger, Finanzchef der WM-Organisation. Dazu komme eine Lohnsumme von 10 Millionen Franken, auf welche die Einkommenssteuer bezahlt werde.
Ein «grosser Teil» des Budgets werde so im Engadin ausgegeben. Wie viel Geld genau in der Region verbleibe, werde aber erst eine Mittelrückfluss-Analyse nach der WM zeigen.
Gewerbe profitiert stärker als Handel
Michael Pfäffli, Präsident des Handels- und Gewerbevereins St. Moritz (HGV), bestätigt die Aussagen des WM-Finanzchefs: «Wenn irgendwie möglich berücksichtigen die Organisatoren Anbieter aus der Region.» Zudem seien die 12 Millionen Franken für die permanente Infrastruktur von der Gemeinde sicher vor Ort ausgegeben worden.
Seine positive Sicht werde von der Mehrheit der Mitglieder des HGV geteilt, sagt Pfäffli. Nur eine Minderheit moniere, das erhoffte Zusatzgeschäft trete nicht ein. Unterschiede gebe es zwischen Handel und Gewerbe.
«Im Gewerbe sind alle irgendwie involviert», erklärte der HGV-Präsident. Vor allem Handwerksbetriebe seien beim Aufbau der Infrastruktur vor der WM stark zum Zug gekommen.
Anders sehe es bei den Händlern aus. Das Luxussegment mache kaum Mehrumsätze in den zwei Austragungswochen. Eine Ski-WM sei nicht unbedingt der Anlass, der die Klientel von Bijouterien, Galerien und Edel-Boutiquen anlocke.
Andere Läden und die Gastronomie würden aber sicher höhere Umsätze erzielen. «Wir haben wegen der WM so viele Leute im Engadin wie selten», erzählt Pfäffli. Das wirke sich direkt auf die Umsätze aus.
Ein grosser Teil der erwarteten 140’000 WM-Besucher seien Tagesausflügler, die das Engadin normalerweise nicht habe, bestätigt Ariane Ehrat, Direktorin der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz. Profitieren würden vor allem Läden und Gastrobetriebe, die sich auf die WM kreativ vorbereitet hätten und etwas Besonderes anböten. «Die haben richtig Leute im Haus», so Ehrat.
Kein finanzieller Erfolg für Hotellerie
Die Hotellerie hat vor allem langfristig etwas vom Grossanlass. «Der finanzielle Erfolg hält sich während der WM in Grenzen», erklärt Urs Höhener, Präsident des örtlichen Hoteliervereins.
Viele Hotels hätten sich gegenüber dem WM-Veranstalter verpflichtet, Zimmer zu günstigen Konditionen für die WM zu reservieren – Zimmer, welche im Hochsaisonmonat Februar grösstenteils ohnehin belegt gewesen wären und das zu höheren Preisen. Zudem würden wegen der WM Stammgäste ausbleiben.
Zahlen von der letzten Ski-WM in St. Moritz im Jahr 2003 belegen das. Die Hotels verbuchten damals gerade einmal 16’000 zusätzliche Übernachtungen. Das entspricht einem Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Dennoch überwiege für die Hotellerie klar das Positive, betont Höhener. Die Weltmeisterschaft sei gute Werbung und die Investitionen in die Infrastruktur führten zu einem besseren touristischen Angebot.
Sehr wichtig sei das verbindende Element des Grossanlasses. Hoteliers, Handel und Gewerbe sowie die Bergbahnen würden an einem Strick ziehen und stärker zusammenwachsen.
Vorleistung für die Zukunft
«Die WM ist eine Vorleistung, von der wir längere Zeit zehren können», erklärt Tourismusdirektorin Ehrat. Der Grossanlass habe millionenschwere Investitionen auf dem Berg und in der Hotellerie im Tal ausgelöst. Und weltweit sei die Weltmeisterschaft ein Türöffner zu Plattformen, auf denen sich das Engadin und St. Moritz touristisch präsentieren könnten.
Zudem würden viele Fernsehstationen auch jenseits der Wettkämpfe aus der Region berichten. Noch unmittelbarer sei der Werbeeffekt bei den WM-Besuchern: Rund die Hälfte der 140’000 Zuschauer würden wegen der WM überhaupt das erste Mal ins Engadin reisen.