Ionescos «Die Nashörner» auf dem Gurten

Auf dem Berner Hausberg Gurten schnaubt und stampft es in den nächsten Wochen abends aufs Furchterregendste: Das Freilichttheater Gurten gibt Eugène Ionescos «Die Nashörner», eine absurde Satire über eine Gesellschaft, deren Mitglieder sich in Dickhäuter verwandeln.

Fredi Stettler (l) als Behringer und Markus Maria Enggist als Hans in «Die Nashörner» des Freilichttheaters Gurten. (Pressebild) (Bild: sda)

Auf dem Berner Hausberg Gurten schnaubt und stampft es in den nächsten Wochen abends aufs Furchterregendste: Das Freilichttheater Gurten gibt Eugène Ionescos «Die Nashörner», eine absurde Satire über eine Gesellschaft, deren Mitglieder sich in Dickhäuter verwandeln.

Eben noch streiten sich in Livia Anne Richards berndeutscher Bearbeitung Besucher einer Gartenwirtschaft mehr oder weniger friedlich, da ertönt ein unheimliches Brausen. Fast alle springen auf und rennen mit gezückten Smartphones an den Bühnenrand: Ein (für die Zuschauer unsichtbares) Nashorn stampft über den Platz.

Die Empörung ist gross. Das ist doch der Gipfel! Das gehört dem Bundesrat gemeldet und wenn der keine Zeit hat, dann wenigstens dem Nationalrat! Einzig Behringer (herzerweichend verdrückt Fredi Stettler), ein Melancholiker mit Hang zur Flasche, wundert sich nicht besonders.

Die Nashorn-Sichtung bleibt kein Einzelfall. Und als ein entfesselter Dickhäuter das Treppenhaus ihres Büros zerstört, muss selbst die frühere Lehrerin Frau Wisser einsehen, dass das Phämomen keine Zeitungsente ist wie die UFOs.

Bald schon sind 30 Prozent der Bevölkerung von der Rhinozerositis befallen und am Schluss bleibt nur noch ein einziger Mensch übrig. Alle andern haben sich aus den verschiedensten Gründen der «neuen Bewegung» – man kann das deuten, wie man will – angeschlossen.

Metamorphose auf offener Bühne

Bei Inszenierungen dieses Klassikers des Absurden Theaters aus dem Jahr 1959 ist es immer wieder spannend zu sehen, wie der Mittelteil umgesetzt wird, als sich Hans auf offener Bühne vom Menschen zum Rhinozeros wandelt. Regisseurin Livia Anne Richard operiert hier ganz ohne Special Effects, Maske oder Make-Up und vertraut – zu Recht – auf das Können von Markus Maria Enggist.

Der wird krank und kränker, seine Bewegungen verlieren jegliche Geschmeidigkeit, werden grobschlächtig. Die Stimme wird heiser, bis nur noch Keuchlaute aus ihm dringen – so schauderhaft, dass man Fredi Stettler alias Behringer seine Angst vor dem mutierten Vieh abnimmt. Die Szene erhielt verdient Zwischenapplaus.

www.theatergurten.ch

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