Einen Tag nach dem Abzug der letzten US-Truppen aus dem Irak droht eine neue Eskalation der Spannungen zwischen den religiösen Gruppen im Land. Die schiitische Regierung in Bagdad erliess am Montag Haftbefehl gegen den sunnitischen Vizepräsidenten Tarik al Haschemi.
Dieser ist ein scharfer Kritiker und Rivale des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al Maliki. Der Haftbefehl sei wegen Verdachts auf terroristische Aktivitäten erlassen und von fünf Richtern unterzeichnet worden, sagte ein Sprecher des Innenministerium, Adil Daham.
Das irakische Staatsfernsehen veröffentlichte Bilder, die angeblich Geständnisse von mutmasslichen Terroristen zeigen. Al Haschemi soll ihnen demnach befohlen haben, Anschläge auf Regierungsvertreter und Polizisten zu verüben.
Ein Sprecher der Sicherheitskräfte in Bagdad sagte zudem, drei Leibwächter Al-Haschimis seien unter Terrorverdacht festgenommen worden.
Haftbefehl soll politisch motiviert sein
Beobachter werteten den Haftbefehl angesichts der Rivalität zwischen al Haschemi und Maliki als politisch motiviert. Al Haschemi ist der ranghöchste sunnitische Vertreter im Irak.
Sein Parteienblock Irakija hatte erst am Samstag aus Protest seine Arbeit im Parlament ausgesetzt. Grund sei die Weigerung der schiitischen Regierung, die Macht zu teilen, wie der sunnitische Abgeordnete Hamid al Mutlak erklärte.