Iraks oberster schiitischer Geistlicher, Grossayatollah Ali al-Sistani, hat am Freitag die Bildung einer neuen Regierung gefordert, die auch Sunniten und Kurden einbezieht. Gebraucht werde eine effiziente Regierung, die auf nationaler Ebene akzeptiert wird und die Fehler der Vergangenheit vermeidet.
Das sagte ein Sprecher von Al-Sistani. In dem Appell steckt Kritik am schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki, dem vorgeworfen wird, durch eine Diskriminierung der sunnitischen Minderheit die Spaltung des Landes vorangetrieben zu haben.
Al-Malikis Partei hat die Parlamentswahl Ende April gewonnen. Er bemüht sich derzeit um die Bildung einer neuen Regierung.
Grund für Al-Sistanis Appell ist die Offensive der sunnitischen Dschihadisten-Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS). Die Extremisten haben weite Teile des Nordiraks erobert und rücken auf Bagdad vor. Auch in den Nachbarstaaten wird deswegen ein Zerfall des Landes befürchtet.
Al-Sistani meldet sich höchst selten öffentlich zu Wort, gleichwohl ist er einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des Landes und wird von der schiitischen Bevölkerungsmehrheit verehrt.
Er rief am Freitag auch die gesamte Bevölkerung des Landes auf, die ISIS zu bekämpfen und aus dem Irak zu vertreiben. Der Aufruf richte sich «an alle Bürger unabhängig von ihrer Religion» sagte Al-Sistanis Sprecher, und setzte damit ein weiteres Zeichen zur Überwindung der konfessionellen Spaltung.