Der radikale irakische Schiitenprediger Moktada al-Sadr zieht sich nach eigenen Angaben aus der Politik zurück. Er wird sich künftig «aus allen politischen Angelegenheiten heraushalten» und sich durch keine Fraktion mehr im Parlament vertreten lassen.
So hiess es in einer Erklärung, die der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag vorlag. Zwei Monate vor der Parlamentswahl verfügen al-Sadrs Anhänger über 6 Kabinettsposten und 40 Abgeordnetensitze.
Der radikale Geistliche war ein entschiedener Gegner der US-Truppenpräsenz im Irak. Er stand lange Zeit einer 60’000 Mann starken Miliz vor, löste diese aber bereits vor Jahren auf und gründete eine politische Bewegung. Später trat Sadr vor allem als Kritiker des ebenfalls schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki in Erscheinung.
Ob sein Rückzug endgültig oder nur vorübergehender Natur ist, war zunächst unklar. Vertraute des Geistlichen sagten der AFP, ein Sinneswandel sei eher unwahrscheinlich – zumal Sadr nach eigener Aussage auch alle politischen Büros seiner Bewegung schliessen lassen will.
Die Gewalt im Irak hat in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen und ein Niveau wie zuletzt im Jahr 2008 erreicht. Alleine im Januar wurden nach Regierungsangaben mehr als tausend Menschen getötet.
Ausländische Diplomaten haben Maliki vor der Parlamentswahl im April aufgerufen, der sunnitischen Minderheit entgegenzukommen, die seit langem über politische und wirtschaftliche Diskriminierung klagt. Bisher hält der Regierungschef aber an seiner harten Linie fest.