Iraks Politiker ringen nach Moschee-Attacke um Einheit des Landes

Mehrere Dutzend Menschen starben bei einem Angriff auf eine sunnitische Moschee im Irak. Die Attacke belastet das Verhältnis zwischen den politischen Führern des Landes.

Salim al-Dschaburi hofft auf schnelle Aufklärung des Anschlags (Bild: sda)

Mehrere Dutzend Menschen starben bei einem Angriff auf eine sunnitische Moschee im Irak. Die Attacke belastet das Verhältnis zwischen den politischen Führern des Landes.

Nach dem Angriff auf eine sunnitische Moschee im Irak mit mindestens 73 Toten ringen die führenden Politiker um die Einheit des Landes.

Der sunnitische Parlamentspräsident Salim al-Dschaburi rief am Samstag ebenso wie der designierte schiitische Regierungschef Haidar al-Abadi und der kurdische Präsident Fuad Massum die Bevölkerung zum Zusammenhalt auf.

Al-Dschaburi sagte im Fernsehen, das Hauptziel des Angriffs sei es gewesen, die Bemühungen zur Bildung einer Regierung zu torpedieren. «Alle politischen Gruppen haben das Verbrechen verurteilt und ihre Wut über die Geschehnisse geäussert», sagte der Parlamentspräsident.

Nun warteten sie darauf, dass Massnahmen zur Bestrafung der Verantwortlichen getroffen würden. Ein Untersuchungsausschuss soll schnell die Hintergründe der Attacke ermitteln. Innerhalb von 48 Stunden sollten erste Ergebnisse vorliegen, sagte al-Dschaburi. Das Gremium bestehe aus Parlamentsabgeordneten und Vertretern des Sicherheitsapparats.

Al-Abadi verurteilte ebenfalls den Angriff in der nordirakischen Provinz Diyala. Der designierte Ministerpräsident rief die Bürger auf, «die Reihen zu schliessen, um den Feinden des Irak, die Unfrieden schaffen wollen, keine Chance zu geben».

Zurückhaltung angemahnt

Massum rief alle Seiten zu äusserster Zurückhaltung auf, um weiteren Aufruhr zu vermeiden. Die Täter dieses «abscheulichen Verbrechens» würden ihre Strafe erhalten, sagte der kurdische Politiker am Samstag nach Angaben der Nachrichtenseite Shafaaq News.

Auch das US-Aussenministerium verurteilte die «abscheuliche» Attacke. Sie unterstreiche die Notwendigkeit, dass Politiker des gesamten politischen Spektrums gegen «gewalttätige extremistische Gruppen» zusammenstehen müssten, hiess es.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem «Massaker» und forderte eine umfassende Untersuchung der Ermordung von «dutzenden Gläubigen».

Konfessionelle Spannungen

Verschiedenen Berichten zufolge erfolgte der Maschinengewehrangriff als Vergeltung auf Angriffe auf schiitische Milizionäre in der Gegend. Mehrere Offiziere machten die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) verantwortlich, doch die meisten Berichten gaben schiitischen Milizen die Schuld.

Angesichts des Vormarschs der IS-Miliz im Norden und Westen des Iraks greift die Regierung verstärkt auf die Unterstützung schiitischer Kämpfer zurück. Damit droht jedoch eine weitere Anheizung der konfessionellen Spannungen.

Die Attacke rief Erinnerungen an den Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten wach, der in den Jahren 2006 und 2007 seinen Höhepunkt erreichte. Auch damals waren schiitische und sunnitische Moscheen immer wieder Ziele von Angriffen.

Föderalistisches System als Lösung?

US-Vizepräsident Joe Biden sprach sich in einem Beitrag für die «Washington Post» für ein föderalistisches System aus, um der Spaltung des Landes zu begegnen. Er sicherte Bagdad zudem weitere Unterstützung im Kampf gegen den IS zu.

Nach der brutalen Ermordung des US-Journalisten James Foley durch IS-Kämpfer in Syrien erwägt Washington inzwischen auch, die Luftangriffe auf die Dschihadisten in Syrien auszuweiten.

Der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater, Ben Rhodes, sagte am Freitagabend, wo immer die USA oder US-Bürger bedroht würden, werde die Regierung intervenieren. Sie habe wiederholt klar gemacht, dass «wenn Ihr US-Bürger angreift, wir Euch angreifen werden, wo immer Ihr seid».

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