Iranische Gläubige werden in diesem Jahr nicht an der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Mekka teilnehmen. Irans Kulturminister Ali Dschannati führe «Hindernisse» auf Seiten Saudi-Arabiens als Grund an.
Die Streitigkeiten über Einreisebedingungen hätten in zwei Verhandlungsrunden nicht ausgeräumt werden können. Deshalb könnten sich iranische Pilger «leider» nicht an dem Hadsch beteiligen, zitierte das iranische Staatsfernsehen am Sonntag Kulturminister Dschannati.
Trotz der seit langem angespannten Beziehungen zwischen Riad und Teheran ist die Aussetzung der Hadsch für Iraner sehr ungewöhnlich. Nach Angaben Saudi-Arabiens reiste eine iranische Delegation am Freitag ab, ohne dass eine abschliessende Einigung erzielt wurde.
Das Hadsch-Ministerium erklärte, es habe in den zweitägigen Gesprächen «viele Lösungen» angeboten, um auf die iranischen Forderungen einzugehen. In einigen Punkten habe es eine Einigung gegeben, unter anderem über die Verwendung elektronischer Visa.
Da die Vertretungen Saudi-Arabiens im Iran seit einem Angriff auf die Botschaft in Teheran im Januar geschlossen sind, hätten die Visa ausgedruckt werden können, erklärte das Königreich.
Landeerlaubnis verweigert
Iranischen Angaben zufolge bestand die Regierung in Riad jedoch darauf, dass die Visa von einem Drittland ausgestellt werden. Zudem habe sie iranischen Flugzeugen mit Pilgern keine Landeerlaubnis in Saudi-Arabien geben wollen.
Die Beziehungen der beiden Ländern stecken in einer tiefen Krise, seitdem im Januar wütende Demonstranten die saudi-arabische Botschaft in Teheran und ein Konsulat angegriffen hatten. Die Proteste richteten sich gegen die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien. Als Reaktion auf die Proteste brachen Riad und mehrere weitere sunnitische Staaten die Beziehungen zum Iran ab.
Die Teilnahme an der Wallfahrt zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka ist Pflicht für jeden gläubigen Muslim. Gemäss dem Koran muss jeder Muslim, ob Mann oder Frau, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben an der Pilgerreise teilnehmen.
Im vergangenen Jahr waren beim grössten Unglück in der Geschichte der Pilgerfahrt nach Mekka 2300 Menschen ums Leben kamen, unter ihnen mehr als 450 Iraner. Teheran warf daraufhin dem Königreich, das für die Organisation der Pilgerfahrt zuständig ist, Inkompetenz vor.
Der schiitische Iran ist in zahlreiche Konflikte der arabischen Welt involviert, darunter im Irak, in Syrien und im Jemen. Das sunnitische Saudi-Arabien, das auch im Jemen-Konflikt verstrickt ist, sieht im Iran eine Bedrohung für die gesamte Region.