In der Gruppe E wollen Irland und Schweden die letzte Chance wahrnehmen, um in die EM-Achtelfinals vorzustossen. Beide brauchen einen Sieg. Die Iren im Spiel gegen Italien, die Schweden gegen Belgien.
Die erste Klippe hat Italien bereits souverän umschifft. Nach dem 2:0 gegen Belgien und dem 1:0 gegen Schweden stand die mit so wenig Kredit gestartete Squadra vom Stiefel bereits nach zwei Spieltagen als Gruppensieger fest, als einziges der 24 in Frankreich spielenden Teams. Dies bringt ihren Coach Antonio Conte in eine komfortable Situation. Er kann den Blick vorzeitig in die K.o.-Runde werfen und seine Reservisten bei Laune halten.
Torhüter Gianluigi Buffon plagte eine Grippe, und Mittelfeldspieler Antonio Candreva leidet an Adduktoren-Beschwerden, zudem sind gleich sechs Spieler mit einer Gelben Karte vorbelastet – für Conte die richtige Gelegenheit, den Ersatzleuten etwas Einsatzzeit zu verschaffen, wenn in Lille um 21.00 Uhr das letzte Gruppenspiel ansteht.
Für Irland wird aber auch die Aufgabe gegen «Italien B» schwer genug. Die Mannschaft von Trainer Martin O’Neill muss realisieren, was seit 28 Jahren nicht mehr gelungen ist: einen Sieg bei einer EM-Endrunde. Letztmals triumphierten die Iren 1988, indem sie den Rivalen England 1:0 niederrangen. Seither qualifizierten sie sich nur noch ein einziges Mal für ein europäisches Turnier.
Das war vor vier Jahren, als sie unter Giovanni Trapattoni Schiffbruch erlitten und nach drei Niederlagen als erste Equipe heimreisten. Die irischen Fans machten aus dem Abgang dennoch ein würdevolles Ereignis. Sie stimmten ihr wehmütiges Lied «Fields of Athenry» an und wurden von der UEFA mit einem Sonderpreis geehrt.
In Frankreich will sich Irland endlich auch auf dem Rasen auszeichnen. In einer K.o.-Runde der EM standen die «Boys in Green» noch nie. Assistenztrainer Roy Keane, früher als Spieler für sein oft rüpelhaftes Auftreten gefürchtet, aber noch immer Kultfigur, gab eine eigentümliche Marschrichtung vor, die im scharfen Kontrast zu den friedfertigen Anhängern steht: «Wir sind nicht hier um Freundschaften zu schliessen, das überlassen wir unseren Fans.» Man könne auch einmal einen Spieler so foulen, dass der vom Platz müsse.
Für die Schweden gilt dasselbe wie für die Iren. Auch ihnen helfen im letzten Vorrunden-Match nur noch drei Punkte. In Nizza treffen sie mit Belgien aber auf einen Gegner, der noch einen Zähler benötigt, um nicht Gefahr zu laufen, auf den letzten Tabellenplatz abzurutschen. Die Belgier liessen dem von heftiger Kritik begleiteten Fehlstart gegen Italien ein beeindruckendes 3:0 gegen Irland folgen und stellen für die Skandinavier eine hohe Hürde dar.
«Wo ist Zlatan?», fragte die Stockholmer Zeitung «Svenska Dagbladet», enttäuscht über den Ausnahmekönner Ibrahimovic und dessen Mannschaft, die noch keinen einzigen Torschuss abgegeben hat und beim 1:1 gegen Irland von einem Eigentor profitierte. Allerdings hat es der Star aus Malmö auch schwer. Wenn er als Ballschlepper im Mittelfeld die Angriffe auslöst, kann er nicht gleichzeitig auch noch ganz vorne stehen. 2004, als Schweden letztmals als Viertelfinalist die K.o.-Runde erreicht hatte, war er noch von Cracks wie Fredrik Ljungberg oder Henrik Larsson umgeben.