Als erstes Staatsoberhaupt seines Landes weilt Irlands Präsident Michael Higgins zu einem Staatsbesuch in Grossbritannien. Königin Elisabeth II. und Prinz Philip empfingen Higgins und seine Frau am Dienstag auf Schloss Windsor, einem der offiziellen Wohnsitze der Queen bei London.
Zuvor hatten Prinz Charles und seine Frau Camilla das Paar in der irischen Botschaft in London begrüsst. Der Besuch gilt als Beginn einer neuen Ära der schwierigen Beziehungen zwischen Grossbritannien und Irland.
Higgins war am Montag angekommen und wird sich vier Tage in Grossbritannien aufhalten. Im Mittelpunkt des Besuchs steht die gemeinsame Geschichte beider Länder.
Es gehe ihm darum, „sich an die Vergangenheit zu erinnern, aber auch darum, die Möglichkeiten der Gegenwart auszuloten und was getan werden kann, um die Beziehungen in Zukunft weiter zu festigen“, hatte Higgins vor der Reise gesagt.
Der viertägige Besuch Higgins‘ folgt auf eine historische Irland-Visite der Queen im Jahr 2011. Es handelte sich um die erste Reise eines britischen Monarchen nach Irland, seitdem die frühere Kolonie 1922 ihre Unabhängigkeit erlangte.
Schritt zur Versöhnung
Nach einer Rede vor Abgeordneten des britischen Unterhauses wollte Higgins am Dienstagabend an einem Bankett der Queen in Schloss Windsor teilnehmen. Mit am Tisch sitzen soll auch der nordirische Vize-Regierungschef Martin McGuinness.
Die Einladung des früheren Anführers der katholischen Untergrundorganisation IRA ist eine äusserst symbolträchtige Geste. Elizabeth II. hatte McGuinness bereits Mitte 2012 in Belfast getroffen. Dabei kam es zu einem historischen Handschlag zwischen der Queen und dem Sinn-Fein-Politiker.
Die Einladung McGuinness‘ sei ein weiterer Schritt auf dem Weg „zur Versöhnung und einer besseren Beziehung“, sagte der Sinn-Fein-Abgeordnete Conor Murphy. Im protestantischen Lager sorgte der Besuch hingegen für Empörung. Dies sei ein weiterer Schlag gegen „die unschuldigen Opfer des Terrorismus“, sagte Stephen Gault, dessen Vater bei einem IRA-Anschlag 1987 getötet wurde.
Die IRA hatte drei Jahrzehnte lang gewaltsam für den Anschluss Nordirlands an die mehrheitlich katholische Republik Irland gekämpft, bevor sie 2005 offiziell die Abkehr von der Gewalt verkündete. Ihr politischer Arm Sinn Fein ist inzwischen an der nordirischen Regierung beteiligt.
Während der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen London-treuen Protestanten und den nach einem vereinten Irland strebenden Katholiken in Nordirland wurden rund 3500 Menschen getötet. Seit dem Friedensabkommen von 1998 ist der Konflikt weitgehend beendet.