Die Zahl der von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) entführten assyrischen Christen im Nordosten Syriens ist auf 90 gestiegen. Die Opfer seien aus zwei Dörfern nahe der Stadt Al-Hassaka verschleppt worden, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrecht.
Die assyrische Nachrichtenagentur Aina berichtete, der IS habe in der Region mehrere Kirchen angezündet. Über das weitere Schicksal der Entführten war zunächst nichts bekannt. Laut Erzdiakon Emanuel Youkhana von der christlichen Hilfsorganisation CAPNI im Irak gibt es in der Region 35 assyrische Dörfer.
In dem Gebiet kommt es seit Montagmorgen zu heftigen Kämpfen zwischen den Extremisten und kurdischen Einheiten, die die Region bislang beherrschen. Die sunnitische Terrormiliz hatte dort mehrere Dörfer eingenommen, in denen mehrheitlich assyrische Christen wohnen. Zahlreiche Menschen seien vor den Extremisten geflohen, erklärten die Menschenrechtler.
Wahrscheinlich Völkermord
Mitte des Monats hatten IS-Anhänger in Libyen 21 Christen aus Ägypten getötet. Der IS kontrolliert in Syrien und im Irak riesige Gebiete, in denen er eine Gewaltherrschaft errichtet hat. Seine Bluttaten erfüllen nach Einschätzung von UNO-Experten wahrscheinlich den Tatbestand des Völkermords.
Der UNO-Menschenrechtsrat warf den Extremisten am Montag vor, systematisch Angehörige bestimmter ethnischer und religiöser Gruppierungen anzugreifen, um sie zu vernichten. Dazu gehörten neben anderen Jesiden, Kurden, Turkmenen und Christen. Assyrische Christen machen etwa fünf Prozent der Bevölkerung Syriens aus.
Kampf intensiviert
Die internationale Gemeinschaft verstärkt inzwischen ihren Kampf gegen die Terrormiliz. Frankreich setzt gegen die Dschihadisten im Irak jetzt auch den Flugzeugträger «Charles de Gaulle» ein. Das Schiff befindet sich etwa 200 Kilometer nördlich von Bahrain im Persischen Golf.
Neuseeland stellt zudem 146 Soldaten als Ausbilder für die irakische Armee zur Verfügung, wie Premierminister John Key am Dienstag in Wellington mitteilte. Der Einsatz beginne im Mai und dauere maximal zwei Jahre.
Eine internationale Koalition greift den IS seit mehreren Monaten in Syrien und im Irak aus der Luft an. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden dabei allein in Syrien bislang mindestens 1600 Menschen getötet.